INSOMNIUM veröffentlichen seit fast 20 Jahren in schöner Regelmäßigkeit kleine Epen, mit denen sie sich irgendwo zwischen den Landsleuten von AMORPHIS und SWALLOW THE SUN ihre ganz eigene kleine Nische geschaffen haben. Weder so eingängig wie Erstere noch so finster wie Letztere strotzt der Melodic Death Metal von INSOMNIUM doch vor jener fast an Depressivität grenzenden Melancholie, die den Finnen so eigen ist und hält dabei beharrlich ein hohes Qualitätsniveau. Ein schlechtes Album hat diese Band bisher noch nicht veröffentlicht und das – Achtung, Spoiler-Alarm – ändert sich auch nicht mit dem lebensfroh betitelten "Heart Like A Grave".
Nach dem zumindest konzeptionell ungewöhnlichen "Winter's Gate", welches aus einem 40-minütigen Longtrack, basierend auf einer von Sänger Niilo Sevänen verfassten Kurzgeschichte bestand, letztlich aber dann doch typisch nach INSOMNIUM klang, kehren die Finnen auf ihrem neuen Album zu herkömmlichen Songstrukturen zurück. Und auch dabei klingen sie natürlich vor allem wieder wie sie selbst. Kernige Growls treffen auf sehr bedacht eingesetzten Klargesang, ausladende Breitwandriffs werden von schwelgerischen Melodien aus Gitarre und Keyboard durchsetzt und allgemein hetzt man sich nicht, schweift gar mit den Blicken in die Ferne. Und davon gibt es ja in Finnland zwischen Seen und Wäldern recht viel.
Man hält sich weitestgehend im gemütlichen Midtempo auf, driftet aber auch öfters mal in doomige Gefilde ab ("Wail Of The North", "Pale Morning Star", "Twilight Trails"), wesentlich seltener jedoch in nordische Raserei. Trotz einer gewissen Grundhärte, die auch dem melodischen Death Metal nun mal innewohnt, gibt man sich eher nachdenklich als aggressiv. Mit "Valediction" und "The Offering" haben INSOMNUM allerdings auch mindestens zwei Nummern im Gepäck, die durchaus das Zeug zum Hit haben.
Die Krux oder sagen wir besser der Zwiespalt an jener Beharrlichkeit, mit der die Finnen ihr Material veröffentlichen ist, dass man im Grunde schon vorher weiß, was man auf einem neuen Album der Band zu erwarten hat. Das muss natürlich nicht zwingen negativ ausgelegt werden, denn ein hohes Qualitätslevel halten sie ja trotzdem und in ihrem eigenen Kosmos agieren INSOMNIUM durchaus abwechslungsreich, große Überraschungen darf man aber nicht erwarten. Am ehesten vergleichbar ist "Heart Like A Grave" daher wohl mit der Lieblingsflasche Wein, die man sich zum Abendessen oder bei einem guten Buch am Kaminfeuer gönnt. Man weiß was drin ist und man kennt den Geschmack. Man wird nicht wie bei einer Weinverkostung vor Begeisterung über jedes neue Geschmackserlebnis vor Freude aus der Hose hüpfen, aber man genießt eben das Vertraute.