Ganz ehrlich: Ich konnte nie viel mit EMPEROR anfangen. Sehr wohl durchaus mit norwegischen Black Metal – daher eigentlich irgendwie bezeichnend für mich, stachen EMPEROR doch stilistisch schon ziemlich hervor. Doch was soll ich sagen: Ich mag die ganzen Synthesizer halt nicht. Spätestens mit „After“ hat mich IHSAHN aber dann zumindest Solo zum Fan gemacht - und immerhin hier kann ich seine Eigenständigkeit nicht nur respektieren, sondern mir auch gerne anhören.
Dabei ist das alles in seinen Einzelteilen gar nicht mal so neu, was IHSAHN da Solo bietet: Surreales Saxophon und Metal kennt man von FREDRIK THORDENDALs Alleingängen (seines Zeichens sonst Gitarrist bei MESHUGGAH), tiefe Klänge von 8-Saiter-Gitarren sind die letzten Jahre ja auch immer alltäglicher im Genre geworden, und progressive Songstrukturen mit Wechselspielen zwischen Metal-Growls und klaren Gesang kennt man natürlich von OPETH, mit dessen Mikael Akerfeldt IHSAHN auf „AngL“ sogar ein Feature hatte. All das zusammen, gepaart mit Rückgriffen aus IHSAHNs Vergangenheit (hier der ein- oder andere Blast, und da – na gut, das lässt sich verkraften – auch hin und wieder ein kleiner Synthesizer) und viel frischer Kreativität machen IHSAHN allerdings zu einer der derzeit spannendsten Metal-Künstler.
„After“ war dabei schon eine sehr starke Weiterentwicklung, nicht zuletzt wegen der Einführung besagter 8-Saiter-Gitarren und des Saxophons. Das neue Album „Eremita“ geht allerdings noch weiter – noch progressiver, und im Gegensatz zum vergleichsweise Eingängigen „After“ deutlich verschachtelter. Doch auch „Eremita“ hat wieder seine markanten, eingängigen Parts, die den Songs Wiedererkennungswert geben, und bietet somit einen schönen Kontrast aus Angenehm und Anspruchsvoll. Ein anderer großartiger Kontrast ist zudem der aus modernen und bewährten Elementen. IHSAHN definiert regelrecht, wie man stilistisch befreit in der heutigen Metalwelt sein Gesicht zeigen kann. Gleichzeitig wirkt IHSAHNs Stil durch leitmotivische Versatzstücke ebenso definiert.
Wiedererkennungswert, stilistische Befreitheit, und nicht zuletzt Qualität – was will man eigentlich mehr? IHSAHN hat mit „Eremita“ jedenfalls einen würdigen Nachfolger zu „After“ geliefert, was ja auch nicht das selbstverständlichste ist, bleibt dabei nicht auf der Stelle stehen und ist ganz nebenbei einer der wenigen Persönlichkeiten des damaligen norwegischen Black Metals, die nicht zur Witzfigur avanciert ist. Schöne Sache.
Tracklist:
1. Arrival
2. The Paranoid
3. Introspection
4. The Eagle And The Snake
5. Catharsis
6. Something Out There
7. Grief
8. The Grave
9. Departure