Im Jahre 2001 begann ein sympathisches Sextett aus New Jersey über das Label Roadrunner Records auf sich aufmerksam zu machen. Der vom Latin beeinflusste New Metal der Band traf exakt den Zahn der Zeit und schon bald war der Name ILL NINO in vieler Munde und man bereiste die Welt. „Revolution Revolucion“ war ein Knaller, doch schon der Nachfolger „Confessions“ hatte wesentlich mehr Wumms. Doch mit dem dritten Album war es dann im Grunde vorbei.
2005 war der New Metal so out, wie weiße Tennissocken in Badelatschen im Spa-Bereich. Somit wurde „One Nation Underground“ auch nicht mehr wirklich wahrgenommen, denn Metalcore hieß nun die neue eierlegende Wollmilchsau, die von den Plattenfirmen von nun an gemolken werden wollte. Wie es sich gehört, wollte der Major dann auch schnell das lahmende Pferd nicht einmal mehr zum Abdecker bringen, die Kugel spart man auch und lässt das den Klepper einfach liegen.
So kamen ILL NINO über Umwege und weitere Platten zu Victory Records, die die Band wieder aufbauten, sodass man der Welt erhalten geblieben ist und dies nahezu in Originalbesetzung.
Dass die Band nach 14 Jahren immer noch gehört und gesehen werden will, spricht für die Musik und die intensive Live-Show der Amerikaner.
Doch viel übrig geblieben ist nicht von der ursprünglichen ILL NINO Musik. Wesentlich härter, metallischer und angelehnt an derzeitige populäre Ströme. 'Are We So Innocent' sei hier als Paradebeispiel für die Marschrichtung des neuen Albums „Till Death, La Familia“ genannt. Ein ziemlicher Hass-Bolzen mit kritischen Lyrics und Screams, welche sich in nahezu infernalische Höhen katapultieren. Man setzt vermehrt auf Blasts, Breakdowns und szenetypisches Riffing, inklusive dem allseits geschätzten Tritonus. (Ich kann an dieser Stelle nicht umhin zu sagen: Schade, muss man sich aus Gründen der Umsatzsteigerung denn jedem Trend anbiedern?) Natürlich hat man immer noch melodiöse Refrains und das altbewährte Rezept aus NM Zeiten, wie in 'I´m Not The Enemy' oder 'World So Cold'. Auch dürfen die perkussiven Elemente auf keinen Fall fehlen. Dazu gesellen sich dann Synthies und Sampler Einwürfe ('Blood is thicker than water' und 'Not Alive In My Nightmare') und fertig ist die Lauge. Die ist schön seifig, duftet schön, wenn mir auch die Farbgebung manchmal etwas zu bunt ist. Im Großen und Ganzen aber ist „Till Death, La Familia“ zwar eines der Alben die einen lächerlich plakativen Titel haben (auch wenn die Band mit Sicherheit sehr eng miteinander verbunden ist), aber mit überzeugenden Songs aufwartet. Ich kann nicht wirklich den einen Hit nennen.
Die Platte ist etwas unrund (was mir gefällt). Songs wie 'Break The Rules', sind episch, hymnisch und dennoch hart, mit solider Gitarrenarbeit, vielschichtigem Sound, abwechslungsreichem Arrangement, POV Texten und gutem Gesang. Als Kontrast gibt es dann dunkle Abgründe, wie in 'Pray I Don´t Find You', die mich nicht minder faszinieren. Dennoch muss ich anmerken, dies ist der hörbare Versuch ist 2001 mit 2014 zu mischen.
"Till Death, La Familia" kann man durchaus eine Chance gebe, wenn ich auch den Opener 'Live Like There's No Tomorrow' nicht unbedingt auf die Pole Position gesetzt hätte. Der hat nämlich beim ersten Hören nur Gähnen hinterlassen. Die Stärke der Platte entfaltet sich aber bereits nach den ersten drei Songs. Also etwas Geduld haben.
Trackliste:
01. Live Like Theres No Tomorrow
02. Not Alive in My Nightmare
03. I'm Not The Enemy
04. Blood Is Thicker Than Water
05. Are We So Innocent
06. Pray I Don't Find You
07. World So Cold
08. Dead Friends
09. Breaking The Rules
10. Payaso
11. My Bullet