Wege, sich selbst von Unterforderung und Langeweile fern zu halten, hat Nicke Andersson auch in seinem zweiten Leben längst gefunden. Auf "Reptile Brain Music" spielen Gitarren und Gaspedale dabei weiterhin die Hauptrollen.
Als eine Art "Rock'N'Roll Nimmersatt" fungiert das Allroundtalent und ratternde Gehirn hinter IMPERIAL STATE ELECTRIC, deren drittes Album musikalisch weniger mit frischen Winden als bewiesener Taktik heizt. Mit Blick auf Anderssons bisheriges Schaffen kann das allerdings kaum negativ gemeint sein kann. Deutliche Neuerungen in Sachen Sound und Herangehensweise sucht das Dutzend Songs größtenteils (glücklicherweise) vergebens - dafür ist Andersson seit Jahren verlässlich was die Qualität seiner Arbeit anbetrifft .
"Underwhelmed" empfiehlt sich klar im Schatten der HELLACOPTERS und sichert mit Tempo, Schellenkranz und dem aufgebrachten Retrotouch alle skandinavische Qualitätsstandards. Spätestens sobald die markante Stimme Anderssons das swingende "Eyes" oder das düster angehauchte "Stay The Night" an sich gerissen hat, sitzen IMPERIAL STATE ELECTRIC so sturmsicher im Sattel, wie es den Denimjunkies auch auf dem Vorgänger "Pop War" gelungen ist.
Die Arrangements auf "Reptile Brain Music" sind dabei so wasserdicht wie die lederne Haut des Cover-Alligators und so vital wie der Plattetitel - die Klangspanne reicht von pochendem Bluesrock ("Nothing Like You Said It Would Be") bis zum Handclap-Hit "More Than Enough Of Your Love". Ob dem schwedischen Quartett bewusst ist, wie tiefenentspannt sich diese gute halbe Stunde detailverliebter Rock´N´Roll dennoch gestaltet, wissen wohl nur die Kuhglocken und Effektpedale auf "Reptile Brain Music". Allen Normalsterblichen bleibt der farbenfrohe Beweis, den IMPERIAL STATE ELECTRIC hier mit Studioalbum Nummer drei abliefern.
Trackliste:
01. Emptiness Into The Void
02. Underwhelmed
03. Faustian Bargains
04. Reptile Brain
05. More Than Enough Of Your Love
06. Dead Things
07. Apologize
08. Stay The Night
09. Eyes
10. Born Again
11. Nothing Like You Said It Would Be
12. Down In The Bunker