Also ich bleibe einfach mal dabei: In Flames haben ein Problem, und das ist hausgemacht: Sie haben sich über ihre bisherige Karriere hinweg ihre Fans selber in Gruppen zugeteilt. Da gibts erstmal die Die-Hard-Fraktion, deren Lieblingsscheiben nach wie vor diejenigen sind, die ganz am Anfang des Schaffens standen, soll heissen, die teilweise noch recht rohen und brutalen Death Metal-Frühwerke Lunar Strain und The Jester Race. Es folgt die Gruppe der Anhänger der 3 klassischen und szeneprägenden Göteborg-Werke Whoracle, Clayman und Colony, ehe man das eigens geschaffene Genre ein wenig verließ und mit den letzten Alben Reroute To Remain und Soundtrack To Your Escape neue Wege beschritt.
Das nun erscheinende "Come Clarity"-Brachialwerk wiederrum lässt sich auch nur bedingt in eine dieser drei Schubladen zuschreiben. Einerseits klingt das Album wirklich jederzeit nach In Flames und ist völlig unverkennbar, andererseits lößt man sich abermals von sämtlichen Barrieren und geht unbeirrt den In Flames Weg weiter.
"Come Clarity" ist nichts anderes als ein weiterer Meilenstein im Schaffen einer der faszinierendsten Metalbands der Neuzeit. Songs wie der famose Opener "Take This Life" (zugleich die erste Single) mit seinem wunderschönen Refrain, das mit einer begnadeten und packenden Gitarrenmelodie ausgestattete "Reflecting The Storm" oder das gar mit weiblichem Gesang veredelte "Dead End" sprechen für sich. Dazu kommen kurze und heftige Stücke wie "Scream", dass live sicher ein Knaller wird, oder, auf der anderen Seite, fast balladeske Töne wie beim Titelsong. Anders Fridens' Gesang ist variabler denn je, einzigartig wechselt er zwischen heftigstem Geschrei und warmen, klaren Gesang, die Gitarrenfraktion Gelotte/Strömblad zaubert mehr Traummelodien denn je aus dem Ärmel. Die Produktion ist abermals mächtig und erdrückend.
In Flames bleiben bodenständig, machen dort weiter wo sie aufgehört hatten, lassen sich von nichts beirren, und veröffentlichen mit "Come Clarity" ein Machwerk, dass ihnen einfach nur Recht gibt.