Parkway Drive, Northlane, The Amity Affliction und und und. Was Metalcore angeht, bringt Australien große Talente hervor. Auch In Hearts Wake können sich da angesprochen fühlen. Letztes Jahr mit „Earthwalker“ noch Erfolge gefeiert, schmettern sie nun schon die nächste Platte auf den Markt. „Skydancer“ heißt das Ding und ist eigentlich gar nicht so neu wie viele vermuten. Die Songs sind nämlich schon während der Produktion von „Earthwalker“ entstanden. Und der erste Blick aufs Cover lässt auch vermuten: da gibt es einige Parallelen zwischen den zwei Alben. Tatsächlich: Beide Platten sind keine einzelstehenden Konzeptalben, sondern ergänzen sich zu einem Gesamtwerk.
Während uns von „Earthwalker“ noch eine Frau anblickt, ziert „Skydancer“ das Gesicht eines Mannes. Zerbrechlich und stark. Emotional und rational. Weich und hart. Diese Attribute beschreiben traditionsgemäß das Weibliche sowie das Männliche. Und genau das repräsentieren die beiden Alben. „Earthwalker“ das Feminine und „Skydancer“ das Maskuline. Eine Gegenüberstellung, die jedoch keine Grenzen erschaffen möchte. Denn die Band stellt klar, dass es ohne die Verschmelzung der beiden Seiten kein Leben, keine Fortpflanzung gäbe. In unserer Welt jedoch herrscht ein Ungleichgewicht durch die Trennung der Beiden. Auf „Earthwalker“ widmeten sich die Australier noch der emotionalen, sensiblen Seite. „Skydancer“ zeigt uns, dass sie aber auch anders können.
Nach kurzem Reinhören fällt auf: Die neue Platte klingt einen Tick härter und aggressiver als der Vorgänger. Und das hat einen Grund: In Hearts Wake haben etwas zu sagen. „Who are you to destroy this ancient land?“ Sie sind wütend. „How dare you disrespect what you don't understand“ („Badlands“). Wie auch bei „Earthwalker“ zeigen sich die Australier wieder der Natur verbunden. Sie wollen klarmachen, dass jede menschliche Handlung unseren Planeten verändert. Trotz der Stärke und Macht der Natur, denkt der Mensch immer noch, dass er sie kontrollieren könne. Diese Arroganz verleitet ihn dazu, sie nicht genug zu respektieren. Den Planeten, der ihm das Leben erst ermöglicht.
„We will take it back“ lautet die Ansage der Jungs. Und dass sie nicht nur große Sprüche klopfen, sondern auch handeln können, bewiesen sie im letzten Jahr. Für jede Vorbestellung von „Earthwalker“ wurde ein Baum gepflanzt, womit die Jungs ein starkes Zeichen gegen die Erderwärmung setzten.
Während „Earthwalker“ noch ein wenig weich und emotional klingt, vor allem bedingt durch den hohen Clean-Gesang, geht es bei „Skydancer“ schon härter zur Sache. Songs wie „Cottonmouth“ kommen sogar komplett ohne Gesang aus. Das unterstreicht die Wut der Jungs aus Down Under noch zusätzlich. Denn sie richten sich nicht nur gegen den respektlosen Umgang mit der Natur, auch die Pharmaindustrie bekommt ihr Fett weg. „Overdosing a nation“ („Cottonmouth“) - sie beschreiben treffend, was uns alle betrifft. Wir werden mit Medikamenten vollgestopft. Egal, welches Symptom auftritt, es gibt für nahezu jedes Leid ein Heilmittel in Form von kleinen, scheinbar harmlosen, Pillen. „Force-fed lies that give us hope“ - die Geldmacher scheren sich einen Dreck um uns und unsere Leiden. Nur der Profit zählt. „Langweilig - diese Themen sind doch schon so oft behandelt oder besungen worden.“ wird der ein oder andere nun denken. Klar, das sind Inhalte, die täglich in den Medien vorkommen, jedoch ist es erschreckend, dass sie immer noch eine solche Gültigkeit besitzen. Schade eigentlich, dass In Hearts Wake auch über Rassismus singen „müssen“. „Does it matter about the colour of skin? We're all brothers, so you need to look upon others in the same light.“ („Erase“) Gerade in Zeiten von „Baltimore“ oder „Ferguson“ erhalten solch eigentlich banale Sätze eine erschreckende Wichtigkeit. In einem Shirt mit einem „Black Lives Matter“-Aufdruck herumlaufen? Willkommen im 21. Jahrhundert. In Hearts Wake versuchen zusätzlich Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die uns zwar immer verfolgen, welche wir jedoch mit einer Arroganz à la „Mich betrifft das eh nicht“ schnell wieder vergessen.
„Skydancer“ haut mich nicht vom Hocker. Dazu erinnert es noch viel zu sehr an das Vorgängeralbum „Earthwalker“. Man hört kaum etwas Neues, dieser Wow-Effekt bleibt aus. Dennoch: Eine gute Platte, die besonders durch ihre Message punktet.