Experimentierfreudige Musik ist gut. Doch „gezwungen“ experimentierfreudige Musik ist…schwer. Doch was heißt schon gezwungen? Man „zwingt“ sich ja nicht dazu, liberal mit stilistischen Einflüssen umzugehen, sondern man hat Lust dazu, verschiedene Einflüsse unwillkürlich in das eigene Schaffen einzubetten. Man spielt mit seinen Möglichkeiten.
IN VAIN spielen auch gerne mit ihren Möglichkeiten. Ein überambitionierter Melting Pot, der lediglich die Bezeichnung „progressiver Metal“ als einheitlichen Nenner führt. Ansonsten? Death Metal-Growls hier, Akustik-Gitarren dort, dann gerne auch heroischer, leicht zur Pagan-Ecke hinüber schielender Gesang und tausend andere Elemente, die man in durchschnittlichen 7-9 minütigen, wendungsreichen Kompositionen unterbringen zu versucht. Das hat etwas von den Großmeistern OPETH, will dabei aber nie ganz so präzise rüberkommen. Der rote Faden fehlt etwas. Und auch die Atmosphäre leidet zu teilen unter den Folgen des heterogenen Klangkorsetts: Was sollen diese Keys plötzlich hier? Und was plötzlich ein solch thrashiges Riff? Oder diese PANTERA'scher Einschub? Einige werden diese gewollte Gegensätzlichkeit lieben, mir macht sie jedoch hier eine Menge kaputt.
Dafür überzeugt das Solospiel auf „Mantra“ („On The Banks Of Mississippi“ ), genau wie die Emotionalität einiger Momente („Sombre Fall, Burdened Winter“). Und zu gute Halten muss man IN VAIN natürlich, dass sie sich um ein gewisses Maß an Eigenständigkeit bemühen, und dies auch gelingt. Doch was heißt das schon? Im Grunde ist „Mantra“ auch bloß ein Sammelsurium von Zitaten, dessen Bestandteile allesamt schon mal irgendwo gehört wurden. Und da die Zusammenstellungen dieser zwar gut, aber nicht überragend ist, ist „Mantra“ auch noch weit entfernt davon, wirklich als Tipp heraus zu stechen. Und bei aller Ambitioniertheit: Weniger wäre hier sicherlich mehr gewesen!