Es war einmal eine leicht verranzte Crossoverband aus dem sonnigen Californien. Die tankte gerne Sonne, surfte klischeemäßig auf den Wellen der Westküste und hatte trotz allem ziemlich viel Wut und Verzweiflung in den Knochen. Eines Tages koppelte man aus einem sehr gelungenen Album die Ballade aus, produzierte dazu ein ganz fantastisches Video und ein ganzer Haufen kleiner Teeniemädels verliebte sich in den Schlafzimmerblick und den Waschbrettbauch des Sängers. Von da an musste man scheinbar andere Wege gehen, um diese Schar von Fans zu befriedigen.
INCUBUS sind längst nicht mehr wütend oder verwirrt und unsicher gegenüber den Geschehnissen dieser Welt. Im Grunde genommen, gab es da nicht mehr viel zu erwarten und genau diese Einstellung wird nicht enttäuscht. Für die aktuelle Platte „If Not Now, When?“ könnte das Motto getrost „Eine Flasche Weichspüler, bitte!“ lauten. „Morning View“ begann diesen Trend mit schönen, glatten Baladen, mehrstimmig, treibend aber eben kaum noch zornig und so geht es weiter. INCUBUS treten auf ihrer neuesten Produktion so glatt, soft und gut rasiert wie eine gute rockige Boygroup auf. Wo sind eigentlich die DJ- Einsätze von Chris Kilmore? Nicht zu hören, er übernimmt nun die Tasteninstrumente. Brandon Boyd schmalzt sich auf jedem Song die Stimme aus dem Hals, seine Bauchmuskeln dienen längst nicht mehr dem zum Schreien notwendigen Luftdruck auf den Stimmbändern. Seine Stimme ist das einzige, was diese Band sich noch von anderen unterscheiden lässt.
„Thieves“ erinnert durchaus noch daran, was diese Band mal gut konnte, doch auch hier traut sich niemand wirklich mal richtig böse zu werden, vergebens wartet man auf den Aufschrei. Der Song wirkt etwas gehemmt und bleibt gut strukturiert. „In The Company Of Wolves“ erfährt das selbe Schicksal, auch wenn es durchaus Verzweiflung geben könnte, wird sie eher kuschelig depressiv, statt aktiv und progessiv ausgelebt.
Im Grunde genommen könnte „If Not Now, When?“ auch gut als Sammlung alter balladesker INCUBUS- Hits durchgehen. Tanzbar wird es mit „Isadore“. Herr Boyd trällert die Tonleiter ganz gut rauf und runter. Passt auch ganz gut zu dem californischen Surferbild, Fenster runterkurbeln und den Boulevard entlang cruisen- Yeah! Aber bitte immer schön angeschnallt bleiben, und das Tempolimit einhalten, wir wollen mal nicht übertreiben. „Switchblade“ kommt dann doch etwas kraftvoller raus, wirkt aber im Hinblick auf die Schar an langsamen Songs eher wie ein Alibisong und bis Track 9 ist man ja eh schon eingelullt.
INCUBUS sind in der Kulturindustrie angekommen. Ihre markanten, liebenswerten Eigenschaften haben sie am Eingang abgegeben. Hört sich immer noch schön und gut an, wirkt aber leider zu nett und wird somit auf Dauer ziemlich langweilig.
Tracklist:
1.If Not Now, When?
2.Promises, Promises
3.Friends And Lovers
4.Thieves
5.Isadore
6.The Original
7.Defiance
8.In The Company Of Wolves
9.Switchblade
10.Adolecents
11.Tomorrow´s Food