Plattenkritik

Integrity - The Blackest Curse

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Release Date: 25.05.2010
Datum Review: 01.06.2010

Integrity - The Blackest Curse

 

 

Ach, INTEGRITY, ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen, als ich zum ersten Mal „Systems Overload“ hörte und mir die Kinnlade runterklappte, ob des Hasses der mir da entgegen sprang. Es war Eure pure Brutalität und unverfälschte Ehrlichkeit, die mich von einer Sekunde auf die nächste den Atem anhalten ließen und mich erst dann wieder von diesem Druck befreite, als der letzte Ton verstummte. Das ist für Euch jetzt etwa 16 Jahre her, für mich eher zwölf und seitdem habe ich immer wieder daran geglaubt, dass Ihr genau daran erneut anknüpfen könnt. Vergebens....

Und ich weiß es ebenfalls noch, als wäre es erst gestern gewesen, als ich Euch endlich live und in Farbe begutachten durfte. Dabei ist das zwei Jahre her, nämlich im Rahmen der CONVERGE Tour in Bochum. Was habe ich mich im Vorfeld auf Eure Show gefreut, fast noch mehr als auf jene von CONVERGE. Ich habe an Euren Hass geglaubt. Daran geglaubt, dass Ihr das, was Ihr in Eurer Musik und Euren Texten ausdrückt, auch auf die Bühne transportiert. Das Ergebnis war leider denkbar enttäuschend. Ich durfte eine Mannschaft der alten Herren begutachten, die den Hass verlernt hat und auf der Bühne stand, als hätte sie mehrere Baumstämme gleichzeitig im Arsch. Da war nichts zu spüren von der Wut der alten Tage. Eure Bewegungen wirkten gebrechlich und vom Rheuma gezeichnet. In Euren Augen brannte einfach kein Feuer, nicht einmal mehr die kleinste Flamme oder auch nur ein Funken von Energie. Ich muss sagen, ich war ziemlich geknickt.

Jetzt liegt er vor mir, Euer neuer Versuch, mich wieder zwölf Jahre zurück zu versetzen. „The Blackest Curse“ nennt ihr diesen Versuch und genau dabei soll es auch bleiben. Ich muss zugestehen, Ihr habt Euch redlich Mühe gegeben und einige wütende Batzen aufgenommen, auch wenn ich zum Anfang von „Process Of Illumination“ irgendwie an WHIGFIELDs „Saturday Night“ denken muss - ist ja irgendwie auch genau zu der Zeit raus gekommen, als Ihr mich gefangen nahmt. Aber schon „Through The Shadows Of Forever“ oder aber auch „The Last Great Seance“ lassen mich in die alten Tage mit einem Grinsen zurückblicken. Fast könnte man meinen, Ihr hättet es geschafft, Euch endlich wieder zu finden und einigen Eurer Mitstreiter da draußen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Leider aber nur fast, denn wenn ich nach mehrmaligem Hören Eures neuen Werkes ganz ehrlich bin, dann muss ich sagen, ich nehme Euch das alles einfach nicht mehr ab. Ihr habt euren Zenit überschritten und unternehmt nun einen verzweifelten Anlauf, Blinde und Taube davon zu überzeugen, dass ihr noch die gleiche Energie wie damals habt. Was bei diesem Anlauf aber beispielsweise dieses Industrial-Gegrunze während „ Invocation Of The Eternally Coiling Serpent“ soll, das werde ich wohl nie verstehen? Überhaupt sind es einfach zu viele Effekte mit denen Ihr Euren sonst so rohen Sound (und der herrscht hier oftmals wirklich vor) tatsächlich verhunzt. „The Blackest Curse“ hätte wirklich überzeugend werden können, hättet Ihr hier weniger mehr sein lassen.

Eure wirklich harten Fans werden mich nach diesem Text in der Luft zerreißen, mich ignorantes Arschloch und/oder Röhrenjeans-Fotze schimpfen oder mir in der dunkelsten Ecke Kölns auflauern, um mir mal ordentlich die Fresse zu polieren. Denn und das muss einfach gesagt werden, für diese hättet Ihr auch zwei Stunden ins Mikrofon rülpsen können und sie hätten Euch gefeiert. Diesen Leuten werdet Ihr es zu verdanken haben, dass Ihr weitere Mittelklasse Alben aufnehmen werdet, anstatt Euch einfach zurück zu lehnen und die Auszahlung Eurer Altersvorsorge zu genießen. So hättet Ihr glücklich und mit einem Gefühl von Ehrlichkeit auf die 90er Jahre zurückblicken können. Ich bleibe in diesem Fall ewig gestrig, höre jetzt „Systems Overload“ und verbleibe mit freundlichen und gut gemeinten 6,5 Punkten, der alten Tage wegen.


01.Process Of Illumination
02.Through The Shadows Of Forever
03.Simulacra
04.Learn To Love The Lie
05.Secret Schadenfreude
06.Before The World Was Young
07.The Last Great Seance
08.Spiderwoven
09.Invocation Of The Eternally Coiling Serpent
10.Take Hold Of Forever

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Alex G.

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