Plattenkritik

Iron Chic - The Constant One

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 05.11.2013
Datum Review: 15.10.2013

Iron Chic - The Constant One

 

 

Es gibt Tage, an denen ich unendlich dankbar bin für diesen Job. Im Schatten der großen Plattenfirmen und jenseits des schmerzlich-medialen Sinnkrampfes entdeckt man sie: die für das Durchhaltevermögen des mesolimbischen Systems so notwendigen Überraschungen.

Zuerst mit einem Fragezeichen auf der Stirn, ein leises wtf auf den Lippen, dann, nach den ersten Songs ein Staunen, eine heruntergeklappte Kinnlade und ein rhythmisches Wippen mit dem Fuss.
Die Rede ist von diesen kleinen Perlen, die vollgespickt mit Emotionen und genialen, unaufdringlichen Melodien einfach nur gefallen und sich in den Gehörgängen festsetzen.

Die Rede ist von IRON CHIC, die Anfang November ihr zweites Album “The Constant One“ rausbringen. Natürlich gab es in dem mittlerweile fünfjährigen Bandbestehen des Quintetts auch die ein oder andere Single, sprich EP, doch der Bekanntheitsgrad dürfte hierzulande sicherlich noch stark ausbaufähig sein.

Und ich hoffe sehr, dass sich dies mit der mir vorliegenden Platte ändern wird. Verdient haben es die Jungs allemal. Selten hat mich ein Produkt, welches mit den schon flundermäßig breit getretenen Prädikaten Punk, Punkrock, Emopunk und Poppunk angepriesen wurde, derart begeistert. Von mir aus nennen wir das auch gut und gerne Whatever-Punk oder auch sehr punkrockigen Emopunk, völlig egal, denn es rockt.
Auf zehn Tracks (das Intro außen vor) bekommen wir eine Soundmelange aus SAMIAM und HOT WATER MUSIC vorgesetzt, deren aromatische Würze sich schon mit dem ersten Ton entfaltet. Und dann willst Du mehr und mehr, drückst auf Repeat und weil es so schön war anschliessend nochmal Play und von vorne. Von mancher Musik kann man und frau eben nie genug bekommen.

Nicht dass IRON CHIC auf ihrem Longplayer das Rad neu erfinden, das braucht's auch mitnichten. Oftmals hilft's einfach das Ganze ein wenig neu zu designen, sei es in Farbton, Materialwahl oder auch nur Verpackung. Doch hinter der Verpackung muss auch der Inhalt stimmen, die Texte. Auch das ist hier der Fall. Zu keiner Zeit mit dem erhobenen Zeigefinger oder predigend und anklagend; eher relaxt mit einem Augenzwinkern und leichter Ironie vorgetragen über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen.

Der undankbaren Aufgabe, hin und wieder gen Ende der Review Anspieltipps zu verteilen, komme ich in diesem Fall gerne nach. Bei Track eins direkt auf die Skip Taste, so dass “Bogus Journey“ als Opener richtig zur Geltung kommt. Nein, Stopp! Finger weg von der Fernbedienung! “(Castle) Numbskull“ nimmt zwar ein wenig Tempo raus, ist aber eine schöne kleine Hymne. Mit “Wolf Dix Rd.“ überrascht uns im Anschluss ein Stampfer, bei dem live einfach nur mitsingen und feiern angesagt ist. Danach jagt “Prototypes“ durch die Boxen und findet sich sofort in den Gehörgängen zurecht, zumal hier das Tempo leicht angezogen wird, genau wie bei “Don't Drive Angry“. Die beiden schnellsten Tracks der Platte, aber immer noch top in Sachen Melodie und Punkrock-Songwriting.

Aber hey, macht Euch doch bitte einfach selbst ein Bild. Gönnt Euch diese knappen 40 Minuten an qualitativ hochwertiger Musik und taucht Track für Track tiefer in den Sound ein. Denn eigentlich ist es der Band gegenüber unfair, hier einzelne Songs rauszupicken. Auf “The Constant One“ gibt’s kein Füllmaterial. Die ganze Platte ist ein einziger Anspieltipp! Ohne Wenn und Aber!

Tracklist:
1.The End
2.Bogus Journey
3.(Castle) Numbskull
4.Wolf Dix Rd.
5.Prototypes
6.Spooky Action at a Distance
7.Sounds like a Pretty Brutal Murder
8.A Serious House on Serious Earth
9.True Miserable Experience
10.Don't Drive Angry
11.What ever Happened to the Man of Tomorrow

Autor

Bild Autor

Markus L.

Autoren Bio

Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!