Die Wüste ist ein ständiger Begleiter von Mark Lanegan. Hat er nicht auch bei zwei, von Josh Homme initiierten, Desert Sessions teilhaben dürfen und war er nicht auch Frontmann bei den Screaming Trees. Zudem noch Dauergast der Queens Of The Stone Age und teil des Duos The Gutter Twins mit Greg Dulli (The Twilight Singers). Seine Stimmbänder scheinen vom feinen Wüstensand abgefeilt, von der Sonne gegerbt und von den kalten Nächten malträtiert. Die Stimme ist ein tiefes Grummeln aus der Vorhölle, welches nun zum dritten mal bereits seinen Gegenpart in der leuchtenden Isobel Campbell findet. Sie ist das Glanzlicht in der Düsternis, der helle Lichtpunkt vor dem Tod. 'We Die & See Beauty' unverkennbar Lanegan, nur hier mit sanfteren Tönen und nicht so gefährlich wie auf Field Songs, seinem vorletztem Soloalbum.
Der Lee Hazelwood & Nancy Sinatra Vergleich zieht immer noch, wenn auch nicht bei allen Liedern. 'You Won't Let Me Down' ist ein schwerer wüstentrockener Blues in dem Lanegan raunzt und Campbell haucht. 'Snake Song' könnte nicht nur auf Grund des Titels der Soundtrack zu dem düsteren verschwitztem Film, über Sex und Sühne, Black Snake Moan sein. Dann dürfen es auch mal ein paar Geigen Begleitung spielen ('Come Undone') und bei 'No Place To Fall' wird Lanegan ganz sanft. 'I'm not much of a lover it's true'. Nein, nein, nein man möchte ihn nicht zu einer Fiedel säußeln hören. Er soll keine Schwäche zeigen. Man möchte sein Raunen aus den Untiefen!
Zum Glück beweist er sich bei 'Get Behind Me' wieder als möglicher Nachfolger vom ewig guten Tom Waits. Der Shufflebeat drückt, die Gitarre wirbelt jedoch zu klassisch im New Orleans Stil. Mehr Ecken und Kanten bitte, ihr macht es euch zu leicht. Dann wieder diese Stimmen, die perfekt nach Schlüssel-Schloss-Prinzip funktionieren und sich an etwas raueren Gitarren reiben ('Time Of The Season'). Der Titelsong 'Hawk', ein schmutziger Instrumental-Blues mit einem Heer von verzerrten Saxophonen und aus dem Niemandsland dröhnenden Schreien, ist nett, passt aber nicht auf das Album. Muss man kein zweitesmal hören.
Erst jetzt übernimmt Isobel Campbell komplett den Leadgesang. Die Qualitäten werden ausgespielt. Trockene Gitarren flirren sanft im Dämmerlicht und Isobel Campbell säuselt geschickt. Zum Ende hin wird das Verlangen nach der gegerbten Stimme ihres Widerparts groß. Die Befriedigung bleibt indes aus. Auch bei 'To Hell & Back Again', einem sehr gediegenem Song, fehlt Lanegan. Der taucht bei 'Cool Water' wieder auf um erneut das wichtige Spannungsverhältnis zwischen den beiden zu erzeugen, während im Hintergrund der Bass gemächlich gezupft wird. 'Eyes Of Green' wässert mit einem irisch anmutenden Seemanssong, inklusive Fidel und Schifferklavier, etwas den trockenen Boden.
'I got no direction so I follow my feet' heißt es dann zum Ende hin, 'Lately'. Eigentlich Schade, vielleicht sollte Mark Lanegan, der eindeutig die Triebfeder bei den drei Alben war, den Blick mal heben und etwas gezielter agieren. Hier ist mehr drin als gezeigt wird.
Tracklist:
1. We Die And See Beauty Reign
2. You Won¿t Let Me Down Again
3. Snake Song
4. Come Undone
5. No Place To Fall
6. Get Behind Me
7. Time Of The Season
8. Hawk
9. Sunrise
10. To Hell & Back Again
11. Cool Water
12. Eyes Of Green
13. Lately