Plattenkritik

Iwrestledabearonce - It´s All Happening

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 28.08.2009
Datum Review: 26.08.2009

Iwrestledabearonce - It´s All Happening

 

 

Die erste Frage, die sich einem aufdrängt, wenn man diese CD in den Händen hält, ist wohl sicherlich: Was soll man sich bitte unter einem Bandnamen wie IWRESTLEDABEARONCE vorstellen. Die Antwort ist mir bis heute nicht eingefallen. Sich darüber Gedanken zu machen wird sich auch ungefähr so erfolgreich herausstellen, wie ein Hund, der immer wieder seinen Schwanz jagt. Nämlich gar nicht. Egal wie groß die Vorstellungskraft des jeweiligen Menschen auch sein mag, es wird niemals so weit reichen, um auch nur annähernd darauf zu kommen, was diese Band den Hörern auf ihrem Century Media Debüt „It´s All Happening“ bietet. Hier wird aneinander gereiht, was es aneinander zu reihen gibt. Genregrenzen kennt die Band aus Louisiana nicht und so vereint sie Grind mit Deathmetal mit Hardcore mit Jazz mit Drum 'n' Bass mit Trip Hop mit Elektro mit Country mit sehr, sehr komischen Samples zu einem Ganzen. Wie das klingt, vermag man sich fast nicht vorzustellen. Oder aber doch, denn letzten Endes bleibt einem nichts anderes übrig, als diese Symbiose als völlig durchgeknallt und bescheuert zu beschreiben. Man sollte sich davon aber nicht beirren lassen, denn IWRESTLEDABEARONCE bewegen sich auf einem mehr als schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn und nehmen sich dabei so etwas von absolut nicht ernst. Herrlich!

Nachdem man also nach dem ersten Durchgang völlig überfordert da sitzt und versucht zu verarbeiten und zu verstehen, was man gerade gehört hat, wird das beim zweiten Mal schon etwas klarer. „You Ain´t No Family“ eröffnet das Album und genau dieser Song vereint all das, was man später noch so auf die Ohren bekommt. Frontfrau Krysta Cameron keift und grunzt sich derart abartig durch die ersten sehr grindlastigen Sekunden und das Ganze ohne Vorwarnung. Hier geht es direkt richtig zur Sache. Diese Frau, das erweist sich jetzt schon, hat definitiv mehr Eier, als so manche ihrer Kollegen und Konkurrenten. Aber sie kann noch mehr. Urplötzlich taucht nämlich eine unerwartete Melodie auf und die Dame beginnt zu singen, als hätte sie nie etwas getan. Dabei oszilliert sie gekonnt zwischen Können und einer Abart von BJÖRK, eine Ähnlichkeit die später einmal nicht mehr von der Hand zu weisen sein wird. Danach folgt dann wieder Geballer, bis man sich in einem Jazzpart verliert. Die Krone wird dem Song durch das Sample eines wiehernden Pferdes aufgesetzt.Was passiert hier? Man weiß es nicht.

Dass IWRESTLEDABEARONCE sich scheinbar mit Songstrukturen verfeindet haben zeigt nicht nur der hinterrücks auftauchende Trip Hop Part bei „White Water In The Morning“, sondern auch die fast technoiden Einschübe während „Tastes Like Kevin Bacon“ (und der dazu gehörigen Fanfaren Hupe inklusive Harfenspiel) oder auch immer wieder ruhige Parts, wie bei „The Cat´s Pajamas“ und „Pazuzu For The Win“. Das will alles eigentlich so gar nicht recht zusammen passen und doch schafft es die Band genau damit zu überzeugen. Was nicht passt, wird passend gemacht scheint die Devise zu sein und so fügt sich am Ende doch alles zu einem Ganzen zusammen, auch wenn man sich das anfangs beileibe nicht vorstellen kann.

Neben all den Highlights, die diese Platte bietet, gibt es zum Schluss noch einmal zwei richtige Perlen. „Eli Cash Vs The Godless Savages“ überzeut neben all der Härte mit den ruhigeren cleanen Passagen und den abgefahrenen elektronischen Samples, die sich derart passend einfügen. Hier wird eine richtige Atmosphäre aufgebaut, die zu weiten Teilen sogar düster wirkt, anstatt einfach nur bekloppt und zum Ende hin passt dann auch der BJÖRK Vergleich endlich wie die Faust aufs Auge. Gleiches Lob gilt auch der Melodie bei „See You In Shell“, welche durch ein Klavier eingeleitet wird, bis nur noch das Chaos regiert. Hier kommt die Aggression dann sogar in den gediegeneren Passagen raus, in denen sich Krysta kurz vor dem Ende anhört, wie ein Double von Julie Christmas (MADE OUT OF BABIES und BATTLE OF MICE). Beendet wird das Album dann mit einem letzten elektronischen Interlude und die Verwirrung und absolute Demoralisierung des Hörers ist perfekt.

Die Songs auf „It´s All Happening“ sind alle derart durchgeknallt, dass es fast schwer fällt, sie in Worte zu fassen, ich habe mir dennoch Mühe gegeben und es versucht. Aber wie sagte Allschools-User fu vor kurzem so schlau: „Ich gebs zu, ich lese hier kaum ein Review...“ und „Am Ende ist es auch egal, erst wenn der letzte Server runtergefahren ist, werdet ihr feststellen, dass man Musik nicht lesen kann.“ Das stimmt zu weiten Teilen sogar und man muss IWRESTLEDABEARONCE einfach hören und sich ein eigenes Bild machen. Alleine aus meinen Worten wird man sich eh nicht vorstellen können, wie sich das hier anhört. Hype hin oder her: Das Album ist ein Fest! Viel Spaß beim Zusammenflicken der Nerven und Synapsen!

Tracklist:

1. You Ain’t No Family (03:46)
2. White Water In The Morning (03:51)
3. Danger In The Manger (02:19)
4. I’m Cold And There Are Wolves After Me (02:58)
5. Tastes Like Kevin Bacon (03:19)
6. The Cat’s Pajamas (03:22)
7. Pazuzu For The Win (04:00)
8. Black-Eyed Bush (02:28)
9. Eli Cash vs. The Godless Savages (03:55)
10. See You In Shell (03:22)

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Alex G.

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