Dreizehn Jahre haben die JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE dem Grindcore eine ganz eigene Definition verpasst. Dann kam im Jahre 2011 die Auflösung. Doch weil niemand anderes taugte und die Lücke füllen konnte oder wollte, kamen die Herren nach drei Jahren Stille und dem Album „Welt ohne Werbung“ zurück. Und mit dieser eindrucksvollen Rückkehr deuteten sie bereits an, dass das Ende ihres Einfallsreichtums noch lange nicht erreicht schien.
Nun also "The Golden Anthropocene". Das erste Album der Bandgeschichte, welches einen englischsprachigen Titel trägt und noch weiter über den Tellerrand schaut, als man es für möglich gehalten hat.
Wo JAKA sind, da ist sie auch, die unbequeme Wahrheit und verwirrende Zweideutigkeit. „Meinen dies das ernst?“ „Haben die das gerade wirklich gesungen?“ - ja haben sie. JAKA haben noch nie ein Blatt vor den Mund genommen oder mit Provokation gegeizt. Das beweist gleich der grandiose Opener „Weiss“ oder allerspätestens das kurz und knapp herunter gegroovte „Folter und gezieltes Töten“. Und die typischen Attacken wie „Pimmel kneten“ gehörten doch schon immer dazu.
Das relativ Neue im Hause Jaka spiegelt sich in ihrer Musik wieder. Noch nie klang ihr Grindcoremix so greifbar und handzahm wie auf "The Golden Anthropocene". Abwechslungsreich und vielfältig waren JAKA ja schon immer. Ganz gleich, ob zum punkigen Grindcore der harte Death oder fiese Black Metal hinzugefügt wurde. Alles was wollte und irgendwie auch passte, fand in den kurzen oder langen Kompositionen des Fünfers einen Platz. Das ist auch auf den einundzwanzig neuen Tracks das perfekt funktionierende Grundprinzip. Doch auf "The Golden Anthropocene" funktioniert es noch wesentlich besser als auf dem Vorgänger. Die kurzen Stücke greifen nahtlos ineinander über und die längeren Songs unterhalten mit eingängigen Parts, die auch mal zu minutenlangen Moshern hinreißen lassen.
Sind JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE anno 2016 also bequem und gemütlich geworden – auf gar keinen Fall. Sie haben nur ein großartiges Album geschrieben, welches lyrisch gnadenlos zubeißt und so geschickt die musikalischen Grindcoregrenzen sprengt, dass sich Extremisten jeglicher Couleur damit wohlfühlen sollten. Also Wohlfühlgrind für alle – das ist doch was.