Er mag vielleicht weiter "der andere Ryan Adams" bleiben, ist dafür aber viel mehr New York City als kahle Einöde. Überhaupt liegt der Schwenk von Punk auf Country so stark im Trend, dass Nachzügler kaum noch eine Chance haben. JESSE MALIN aber ist alles andere als zu spät dran um zum Außenseiter zu mutieren.
Also tut der durch und durch amerikanische Songwriter, was er am besten kann - und veröffentlicht neue Musik. Kein Jahr ist "New York Before The War" her, doch es juckt und drückt in der traurigen, romantischen und lebendigen Seele MALINs. Zu hören sind auf "Outsiders" wie gewohnt diverse Ausmaße der Emotionen: "San Francisco" schlägt eine melancholische Brücke zwischen Americana und Indierock mitsamt butterzartem Refrain, "Whitestone City Limits" hingegen ist bluesgeschwängert und klassisch, aber hintenrum zugleich rüpelhaft vom Punk geschwängert. Diesen durchlebte der D-GENERATION-Frontmann zur Genüge und spielte nicht etwa zuletzt das THE CLASH-Cover "Stay Free" erstmals zu Ehren des verstorbenen (RYAN ADAMS-)Gitarristen Johnny McNabb. In der Studioversion zückt die Version ebenso die ein oder andere Träne und wirkt Jesse wie auf den Leib geschnitten.
"Here's The Situation" fällt zuvor in vertraut nervöser Manier mit der Tür und sogar J MASCIS an der Gitarre ins Haus, "The Hustlers" hingegen schält sich aus einem Gewand von psychedelischem Beat, verstörendem Saxophon und Schlammrock´n´Roll. Vielseitigkeit und Qualität bestimmen die elf Songs, vor allem aber überzeugen Unzurechnungsfähgkeit und Grundgüte, mit denen JESSE MALIN wie gewohnt ans Werke geht. Von scharfen Tele-Licks über eine charmante Flächenorgel bis zur rohen Landstrassennummer "In The Summer" ist "Outsiders" keine Ausrede fürs Von-Zu-Hause-Wegkommen. Entzückende Momente wie die liebevolle Instrumentierung von "You Know It's Dark When Atheists Start To Pray" oder die messerscharfe Gitarre bei "Society Sally" fächern der Platte Luft und Leidenschaft zu und lassen sogar Lehrbuch-Countryrock wie jenen im Titelsong nach modernem, flüssigen Songwriting klingen. Was die Alben des unauffälligen Musikers nur anschneiden, entfaltet live seine ganze Durchschlagskraft: JESSE MALIN gräbt sich in seine Songs hinein und serviert seinem Publikum keinen gestreckten Übermut. Wer hinter die Kulissen von FRANK TURNER, RYAN ADAMS oder MIKE NESS´s Soloausflügen schauen will, muss zuvor mit JESSE MALIN abklatschen.