Eine Neuerfindung sollte es werden. Als solche wurde „Integrity Blues“ zumindest im Vorfeld besprochen und von der Band selbst beschrieben. Für mich als langjähriger Begleiter dieser Band klingt die Platte eher nach einem stilistischen Best Of: Die dunklen, fast geflüsterten Gesangslinien und die kraftvoll und mehrstimmig gesungenen Refrains werden getragen von flächigen und eingängigen Gitarren und reduzierten Drumpatterns. Die wenigen Spielereien und Fills von Schlagzeuger Zach Lind tauchen wie gewohnt an genau den Stellen auf, wo ich zumindest sie nicht erwarten würde. Und das ist unter anderem was mich an dieser Band weiterhin fasziniert. Emotionalster und melodischster „ich scheiss´ darauf, was die anderen von mir denken“-Ausdruck sind Adkins' und Co's Markenzeichen.
All dies wurde von Produzent Justin Meldal-Johnsen gekonnt zum Ziel gelotst. Er müsste diese Elemente aus vergangenen Arbeiten mit PARAMORE, M83 und NINE INCH NAILS kennen und JIMMY EAT WORLD können sie alle in einem Album unterbringen ohne aufdringlich zu wirken.
Neu sind allerdings die häufig gespielten akustischen Rhythmusgitarren. Als Highlights stechen ein progressiv prasselndes Nachspiel in „Pass The Baby“ und Jim Adkins‘ herausragende Gesangs-Performance bei „Integrity Blues“ hervor. Die Neuerfindung liegt deshalb vielleicht eben nicht in einer stilistischen Innovation, sondern in der Kunst, die bisherigen Elemente, für die JIMMY EAT WORLD im Verlauf ihrer Laufbahn so gelobt wurden, in einem Werk zu vereinen.