Zimmermann hin oder her: JOE MCMAHON sägt genüsslich und mit tatkräftiger Band im Nacken am Stuhlbein des Kollegen DAVE HAUSE. Dabei erscheint das Albumdebüt des Wahl-Münsteraners so überfällig wie auch überraschend.
"Einer der besten Songwriter unserer Zeit" heisst es in einem Kommentar zum Vorabstream des Openers "It All Went Black". Zu Recht, verdammt noch mal. MCMAHON, schon mit den SMOKE OR FIRE-Alben ein bewiesen ueberzeugender und bombastischer Musiker und Frontmann, laesst Americana, klassichen Rock und Punkrocksiegel so wunderbar organisch miteinander verschmelzen, als haette er ab Tag Eins bloss mit ganzen Generationen von Genre-Ikonen zu Abend gegessen. Die gehauchte Stimme funzt ebenso wie die die schmachtende, die er sich bei "Yesterday" mit Lucinda Legaspi teilt. Dazu ruehren Snaredrum und Harmonika um die Wette, bis das Herz wieder heile massiert scheint. "Canadian Graffiti" erinnert einen Mittelweg aus PURE LOVE und den MENZINGERS. Fehltritte? Sicherlich nicht "Chained To Ghosts", bei dem MCMAHON punkig und grossspurig seinen langjaehrigen Buddy Chris Wollard mit ins Boot holt. Der Melancholie-Zeiger schlaegt aus und erinnert angenehm an MCMAHONs Hauptband, dann wird eben deren "Neon Lights" einer Instrumentalwaesche mitsamt Flamenco-Solo und Klimperpiano unterzogen. Als Resultat warten Gaensehaut und Streicheleinheiten. "Favorite High" koennte ein frisch verliebter Teenagersoundtrack fuer (Er-)Lebenshungrige sein und auch "Time Won't Heal" funktioniert perfekt zwischen besagtem DAVE HAUSE, fruehen CITY & COLOUR und sogar ARCADE FIRE. Lieber JOE MCMAHON, danke fuer diese Kollektion aus sanften Hymnen, romantischen Seelenbueglern, Mitmach-Songs und Landstrassen-Schoenheiten. Klingt kitschig? "Another Life" auch. Perfekt kitschig, genial kompakt, bis ins Detail ausgefuellt und in Perfektion vorgetragen. Endlich hat auch Muenster mal wieder eine wandelnde Celebrity.