Wie viele Jahre man sich in der kanadischen Einoede einschliessen muss, um so ein filigranes Gespuer fuer Schneegestoeber-Folk zu bekommen wie der ehemalige Bassist der Politpunkprotestler PROPAGANDHI - das weiss am Ende nur JOHN K SAMSON selber. Wie dicht muss der Vollbart, wie abgewetzt das gefuetterte Flannelhamd sein? Falscher Ansatz. "Winter Wheat" setzt in der Moderne an und schafft es trotzdem, vorbei an Kitsch und Klischee zu begeistern.
Er ist Poet und Punk in einem, der liebe SAMSON. Mit einer Stimme so handzahm wie markant, faellt "Winter Wheat" nicht bloss inhaltlich, sondern allein anhand einer Summe von fuenfzehn Titeln ins Gewicht. Eindeutig SAMSON, das hoert man schon "Select All Delete" und dessen Spektrum an gesenkten Blicken und fragiler Instrumentierung an. "Postdoc Blues" atmet den trockenen, Slidegitarre-geschwaengerten Indierock-Touch der WEAKERTHANS, "Requests" entzueckt mit seiner Schlicht- und doch zugleich Besonderheit. Natuerlich leiht "Winter Wheat" den Grossteil seiner Charakterstaerke vom sehr eigenen und vertrauten Stil des Ziehvaters. Mehr noch, denn genau dieser ist auch auf dem zweiten Sololbum des Kanadiers dafuer verantwortlich, dass man gar nicht anders kann als den Inhalten von Songs wie dem historisch inspirierten "Oldest Oak At Brookside" oder der Neil Young-Verbeugung "Vampire Alberta Blues" wie hypnotisiert zu lauschen. Fast gespenstisch zieht sich die zerbrechliche Stimme JOHN K SAMSON's durch "Quiz Night At Looky Lou’s", "Prayer For Ruby Elm" hingegen beginnt beinahe wie ein naives Geburtstagslied eines Vierjaehrigen. Dann aber packt SAMSON erneut sein Talent fuer Beobachtungen aus und fasziniert mit Blechdosen-Schlagzeug und einem Charme, der eine Mischung aus Weihnachtsmann und Vertrauenslehrer abzeichnet. Danke fuer diese fuenfzig waermenden Minuten voller Sorgfalt und vorbeiziehender Wolken.