JOYCE MANOR sind und bleiben die Koenige des emotionstrunkenen Poppunks. Zu kaum einem Album hat es sich 2016 so schoen fremdleiden lassen wie zu "Cody" mit seinen zehn ebenso genialen wie viel zu kurzen Songs.
Vom prustend austeilenden Powerpop von "Fake ID" bis zum Rivers Cuomo-Highfive "Stairs" ist der Nachfolger von "Never Hungover Again" so greifbar wie auch organisch. JOYCE MANOR, das heisst im Kleingedruckten Garage, Hookline und Slackerattituede. Auch mit (oder trotz?) der Unterstuetzung von Produzent Rob Schnapf klingen die Kalifornier unspektakulaer und wichtig zugleich. Wenn der Opener zu swingendem Schlagzeug und gaenzlich anti-aggressiver Melodie zur inhaltlichen Backpfeife ausholt ist man musikalisch hin- und hergerissen: Badewanne oder Roadtrip? "Angel In The Snow" findet seinen Weg zwischen kantigem Punkrock und fluffigem Indiepop, dann ueberrascht “Do You Really Want To Not Get Better?” fernab von Crunch und Buehnenschweiss. Was JOYCE MANOR auch weiterhin auszeichnet, ist die Tatsache wie der Band um Frontmann Barry Johnson das Material einfach so zuzufliegen scheint. Keine Sekunde von "Cody" klingt irgendeine Art und Weise kuenstlich oder aufgehuebscht, sondern nach Freiheit und Kumpelsein mit dem Leben. "Last You Heard Of Me" schraubt Vers um Vers sein erzaehltes Anliegen ins Gehoer und endet kaltbluetig - und bevor man sich fertig in die Hookline von "Reversing Machines" verliebt hat, sucht der Track bereits das Weite. Waehrend sich JOYCE MANOR nicht entscheiden wollen oder koennen, ob ihr viertes Album Seitenscheitel oder Lederjacke tragen soll, entlassen Johnston, Basser Matt Ebert, Drummer-Neuling Jeff Enzor und Gitarrist Chase Knobbe den Hoerer mit Zeilen wie "People used to tell me that I could buy and sell me / There's no such thing as luck / Well hey, okay, then how do you explain how things have changed so much?" und der Erkenntnis, dass der wacker voranschreitende Herbst seine bittersuessesten Poppunkmomente bereits serviert bekommen hat.