Plattenkritik

Jan Off - Unzucht

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Release Date: 13.03.2009
Datum Review: 24.01.2010

Jan Off - Unzucht

 

 

Ach, schon wieder ein Buch in der Rubrik „CD(!!!)- Reviews“. Und dann noch nen Roman? Jawoll! Aber von wem? Von Jan Off. Jan Off, dies sei mal kurz angemerkt, kennt den Punk von innen. Glaubt man seinen Geschichten vor „Unzucht“, dann hat er die oben erwähnte Szene intern gründlichst studiert und gar zu ihrer Arterhaltung beigetragen. So schilderte er in „200 Gramm Punkrock“ seine Sozialisation mit Hilfe von Killernieten, Rasurfrisur und Springerstiefeln. Seine Geschichten von jeher gekennzeichnet vom Rotz und Dreck, den Punker im Laufe ihrer Existenz eben so fressen müssen. Aber auch von zwischenmenschlichen Katastrophen, wie sie sich auch jenseits der Subkulturen wiederfinden lassen. Die Wortwahl erinnert oftmals an Charles Bukowski, nähert sich Irvine Welsh, ohne dabei aber den Aktualitäts- und Szenebezug zu vergessen. Literatur für Menschen, deren Ausdrucksweise auf niederem Niveau anzusiedeln ist, die sich aber dennoch zum Denken nicht zu schade sind. Für Menschen, die das Kind beim Namen nennen.

So verhält es sich auch mit „Unzucht“. Der Name ist Programm, wie könnte es anders sein. Off gönnt sich ein Buch, um sämtlichen Klischees im Bereich Rumficken mal ordentlich auseinander zu nehmen. Da trifft der Protagonist auf Sauftour die holde Weiblichkeit von geil bis nervig und bumst sie mal anständig durch. Echtes Leben eben. Bis er Tanja begegnet. Ein wahres Vollblutweib, welches sich sämtlicher seiner Phantasien hingibt, teils scheu, teils offensichtlich neugierig darauf, ihre Gier befriedigt zu bekommen. Äääähhhhhh, ja. Da könnte man sich auch mal eben kurz durch sämtliche Videos einschlägig bekannter Pornoseiten klicken. Aber weit gefehlt. Was das ganze so spannend macht, ist abermals Jan Offs unglaubliche Art die Dinge zu beobachten und zu beschreiben. „Unzucht“ ist nicht einfach nur eine Wichsvorlage in Schriftform. Der Protagonist hat neben aktiver Samenabstoßung noch andere Dinge zu erledigen, trägt sich durch den abturnenden Alltag, den man als schreibender Punker eben so führt. Zwischen Musik, Tanz und Drogen, hier ein Job, da ein Job. Ganz im Stile Bukowskis. Doch nichts scheint so spannend zu sein und so lebenserhaltend, wie die Abenteuer mit Tanja. Ziemlich frustrierend das Ganze dann doch. Irgendwo zwischen den Zeilen schimmert echte Verzweiflung durch, die immer wieder von neuen Bettgeschichten verdrängt wird. Die Objektivierung der Dame wird angekratzt, dennoch geschieht all dies nicht ohne Rücksichtnahme. Wertschätzung dem anderen Geschlecht gegenüber wird nicht unter den Tisch gekehrt. Die Frau als lebenserhaltende Maßnahme, über die es auch viel Liebevolles zu berichten gibt. Irgendwie will der Protagonist ihr ja dann doch gefallen. So ganz ohne Gefühl geht es doch nicht. Und was soll man auch anderes über die Dinge sagen, die einem das Leben mit strahlenden Augen und einem Lachen verziehren und lebenswert machen? Davor flüchten, in die grausam kalte Benennung der Umstände des Aktes. Sich flüchten in die Illusion von emotionsbefreitem Rumgerammel. Angeblich fühlt er sich wohl in dieser Rolle. So schlimm ist es ja auch gar nicht, aber eben doch nur die halbe Wahrheit. So wie das wohl mit allen schönen Dingen im Leben ist. Wo Licht ist, ist auch Schatten. So ein Scheiß!

Irgendwie könnte man da abschließend auch gleich noch die Parallele zu Charlotte Roche´s „Feuchtgebiete“ ziehen. Aber die hätten dann mit „Unzucht“ sowohl eine Geschlechtsumwandlung als auch einen Altersfortschritt durchgemacht und die damit optimal verbundene Präzision und Detailverliebtheit in punkto Wortwahl und Benennung von Leid gleich mit eingepackt. Lassen wir das also lieber.

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Jule

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wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de