Da sind sie wieder. Die Freidenker aus dem Ruhrpott. Jene, die kein Blatt vor den Mund nehmen und uns immer wieder gerne den Spiegel vorhalten. Das Bild ist kein schönes, eher wirkt es verzerrt, einer Grimasse ähnlich. 27 Nachrichten, mal äußerst kurz, mal ungewohnt lang. Sie sprechen fließend ironisch und doch sind die Botschaften mehr als verständlich. Der erhobene Zeigefinger waltet über allem und wenn man gerade einmal nicht hinschaut erhält man das versöhnliche Augenzwinkern. Aber bloß nicht zu offensichtlich, man hat ja einen Ruf zu wahren.
„Bilder Fressen Strom“ ist das gefühlt hundertste Release von JaKa und was will man eigentlich noch groß über die Band erzählen. Was einen erwartet, dürfte und sollte klar sein. Da gibt es die üblichen Grindcore-Kracher wie „Deutschland sucht den Superstar“ (wie gewohnt macht man um aktuelle Geschehnisse keinen Bogen), das vom Industrial angehauchte „Jochbeinbruch“ oder aber das eher dem traditionellen Metal zugewandte „Angriff auf die Zivilisation“, welches mit einem mächtigen Drive aufwarten kann. Dabei sind die Songs teilweise so ausufernd kurz, dass man sie gar nicht richtig mitbekommt oder wahrnimmt. Was dadurch aber auffällt, ist, das alles wie aus einem Guss wirkt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stücken sind ungemein fließend und teilweise einfach nicht existent. Das Ergebnis ist ein konstant hochqualitatives Hörerlebnis.
Den Weg in die Eingängigkeit, der beispielsweise schon auf „Rauchen und Yoga“ eingeschlagen wurde, wird hier ganz klar fortgesetzt. So erschließen sich die einzelnen Hasstiraden meist schon beim ersten Hören, was nicht heißen soll, dass das hier vorliegende Material weniger anstrengend ist, als jenes aus vergangenen Tagen. Vielmehr macht man den geübten Hörern den Einstieg leichter, nur um sie danach komplett zu demontieren, wie zum Beispiel während „Links“, welches mit ein paar interessanten Wendungen aufwarten kann. Ganze nebenbei traut man sich neuerdings aber auch, längere Instrumentalpassagen regieren zu lassen, oder gar einzelne Stücke komplett ohne Gesang auskommen zu lassen. Das wirkt im ersten Moment befremdlich, zeigt aber letzten Endes nur, wohin sich JaKa in den letzten Jahren entwickelt haben.
„Bilder Fressen Strom“ ist letzten Endes ein schön gelungenes Gesamtpaket und lässt das Spektrum der Band im neuen Glanz erscheinen. Es ist eine Freude, Teil dieser Abrechnungen mit allem und jedem zu sein und das ein oder andere Mal zum Grinsen gezwungen zu werden, bevor es mit der nächsten Textstelle einen ordentlichen Schlag auf die Kauleiste gibt, der das Grinsen ersterben lässt. Neulinge im Bereich Japanische Kampfhörspiele dürften sich wie immer schwer tun, einen Einstieg zu finden, Leute die den Werdegang der Band bislang jedoch verfolgt haben, werden von vorne herein ihre Freude haben. Produziert wurde der Spaß erneut von Jacob Bredahl und trotz des Verzichts auf Nachbearbeitung, Trigger und allem, was sonst noch so dazugehört, ist der Sound zwar roh, doch zu jederzeit mehr als amtlich. Was mir zum Abschluss also zu sagen bleibt ist eigentlich nichts anderes als: Wieder einmal alles richtig gemacht!
Tracklist:
01 - Die Schlachtung
02 - Die Kampagne
03 - Supermacht
04 - Milchkrieg
05 - Minderleister
06 - Deutschland sucht den Superstar
07 - Sorgsam durcheinandergebracht
08 - Tod im Tank
09 - Jochbeinbruch
10 - Everything is fine
11 - Wie geht nochmal ficken
12 - Goldene Mitte
13 - Rentnerparadies
14 - Lebendgewicht
15 - Fresssucht
16 - Dement
17 - Effizienz
18 - Deutsche
19 - Mimikri
20 - Der Arsch
21 - Angriff auf die Zivilisation
22 - Auto
23 - Schmerzrakete
24 - Die Reinigung
25 - Links
26 - Nachahmer
27 - Emotionen