In sich gekehrt blickt der junge Herr auf der Papphülle gen Boden. Dicke Brille, Koteletten, Schnörkelschrift Eigenbrötler? Der erste Eindruck des Solisten sagt unmissverständlich, dass hier gleich in der großen Kiste der Musikgeschichte herumgewühlt wird. Machen viele, manchmal kommt Unglaubliches dabei heraus. Und hier? Wikipedia sagt: Critics of Jeremy commonly stated that he's not actually all that good. Oha!
Letztendlich ist aber diese Platte wirklich kein Grund zur Klage. JEREMY WARMSLEY besticht durch eine wunderbare sanfte Stimme, die von konstant großartiger Instrumentierung getragen wird. Stets am Rande der Tragik bewegt sich die Musik durch seichte Elektrik mit Folkeinschlägen. Klavier, Mundharmonika, Violinen geben sich die Hand und wippen gemeinsam leicht hin und her. Und der Hang zu sperrigem Gitarrenrock kommt ebenso nicht zu kurz. Zwischendurch darf wie beispielweise in Take Care der Sechssaiter aufheulen und gezügelten Aggressionen Platz machen.
Eigentlich führt musikalisch alles zu der Annahme, dass dieser Mann Stresspickel beim bloßen Gedanken an die schrecklichen Dinge dieser Welt bekommt. Aber dann verschnürt er Lyrics wie If he breaks your heart, I will break his legs, If he takes the piss, I will break his face, If he fucks it up, I will kill him stone cold dead in weit zurückgelehnte Lieder. Das kommt wirklich überraschend.
Es ist schön anzuhören, wie JEREMY WARMSLEY sich auf seinem Zweitwerk auslebt. Mit unglaublicher Ideenvielfalt folgt er dem Geist von ELLIOT SMITH und zeigt wozu eine Existenz als Eigenbrötler nützt: Zu guter Musik.
Tracks:
1. Lose My Cool
2. Sins (I Try)
3. How We Became
4. 15 Broken Swords
5. Dancing With The Enemy
6. I Keep The City Burning
7. Turn Your Back
8. Waiting Room
9. Take Care
10. If He Breaks Your Heart
11. Pressure
12. Craneflies
13. Boat Song
14. Temptation