Es grenzt an Majestätsbeleidigung, ja Blasphemie - A Solitary Man also. Schon im Original von Neil Diamond ein feines Ding, aber erst die Neuinterpretation von Johnny Cash hob diesen Song in höhere Sphären. Schlussendlich hat das Debüt von Jonathan Jeremiah jedoch nichts mit beiden besagten Herren, noch mit dieser Musikrichtung gemeinsam.
Schon im ersten Song quetschen sich die Geigen dem Himmel entgegen und die Bläßer könnten auch Diebesgut von Burt Bacharach sein. Die Stimme des Engländers wiederum kommt an all die alten Größen ran - Otis Redding, Marvin Gaye, Frank Sinatra oder auch Scott Walker (jedoch bevor dieser anfing toten Rinderhälften musikalisch zu bearbeiten). Alle würden eine salzige Träne verdrücken bei diesem sanften, einschmeichelnden Bariton, Bass-Bariton oder ähnlichem.
So etwas anachronistisches mitten in den zu früh beginnenden Herbst zu schmeißen ist mutig und perfekt zugleich. Der Motown-Groove in 'Happiness', der bis zur Basedrum des Schlagzeugs perfekt klingt, untermalt schon jetzt gerne kühlere rosa-orange Sonnenuntergänge, denen man in bester On-The-Road-Manier entgegenfährt - Eskapismus geht auch so. 'I packed some things just what I need, Only bare necessities'
Dumm nur das die Stimmung Max-Mutzke-Mäßig im darauffolgenden 'Lost' in tausend traurige Splitter zerspringt. Ansonsten ist das Niveau indes angenehm hoch, von der Nick Drake Ballade 'How Half Hearted' bis zum orchestralem 'See'. Einzig die ein oder andere Ecke oder wegen mir auch Kante fehlt auf A Solitary Man, ein Ticken zu glatt ist es geraten, aber dennoch eine gute halbe Stunde Glückseligkeit.