Disneyland - Anaheim, Kalifornien. Kein Ort der Welt eignet sich besser zur Gruendung der eigenen pessimistischen Garagenpunkband als "the happiest place on earth". Geboren auf einem dunklen Parkplatz reift die Idee von Barry Johnson und Chase Knobbe ueber "Projekt" bis "Band" und präsentiert sich mit "Never Hungover Again" so brustbehaart und zugleich dauerverkatert wie noch nie. Luft nach oben soll es bekanntlich immer geben - Luft nach unten laut Stimmungsbarometer JOYCE MANORs kaum noch.
"My house, my rules, my heated swimming pool." Mit seiner schludrigen Stimme mimt Sänger und Gitarrist Johnson neuerdings keinen Spiesserpapst, sondern sortiert sein Leben fuer das Epitaph-Debüt seiner Band auf dem Glasteller. Das klingt nicht durchgehend so agil und organisch angeranzt wie auf dem selbstbetitelten Vorgänger, beherbergt aber clever aufgeräumte Momente, Waerme und System. "Falling In Love Again" spielt mit den Migraenevocals der Marke THE MENZINGERS, "Heart Tattoo" ist mindestens genauso entzückend, simpel und catchy wie der Opener "Christmas Card" oder das geradlinig-poppunkige "Victoria". Erstmals gab es statt Chaos ein Zeitfenster für die Produktion der Platte, was weniger der Dynamik als dem Songwriting anzuhören ist. Die schleichende WEEZER-Gitarre und verklemmte Egalheit von "Schley" ergänzt die kurze Spielzeit von "Never Hungover Again" (zehn Songs in zwanzig Minuten) dabei ebenso qualitativ und vollmundig wie das emorockige "The Jerk" und die versierte Minute Angepisstheit namens "Catalina Fight Song".
Vielleicht sind JOYCE MANOR in den sechs Jahren ihres Bestehens kaum gereift - sondern nutzen bloß stets die Magie des Entstehungsmomentes für sich. Vielleicht ist es die Tatsache, dass sich zu den zehn unverwundbaren, weil eh schon am Boden liegenden Stücken zwischen jungen GET UP KIDS und JAWBREAKER so einfach einen gemeinsamen Nenner finden lässt. "Never Hungover Again" fällt so oft mit der Tür ins Haus wie Feiertage auf einen Sonntag und verzichtet so auf eine Warmlaufphase. Stattdessen darf der Hoerer dabei zusehen, wie Politur oder Szene-Must-Haves einfach abperlen. Unkompliziert, charmant und rumpelnd bauen JOYCE MANOR so auf das Gegenteil der Scheinwelt um Mickeys Hood, in die es mit Ach und Krach höchstens noch der warme THE SMITHS-like Abschluss "Heated Swimming Pool" schaffen würde.
Trackliste:
01. Christmas Card
02. Falling In Love Again
03. End Of The Summer
04. Victoria
05. Schley
06. Heart Tattoo
07. The Jerk
08. In The Army Now
09. Catalina Fight Song
10. Heated Swimming Pool