MUFF POTTER sind tot, um KETTCAR ist es ruhig geworden und JUPITER JONES haben jetzt den Majordeal. Man könnte jetzt lange über diese Tatsache und das „Ich kannte die schon, da spielten die noch in kleinen Clubs“ lamentieren. Klar ist, dass JUPITER JONES im Laufe ihres Daseins immer weicher geworden sind. Der Pathos abgeflacht, die Durchschlagkraft ebenso. So geht es auf dem neuen selbstbetitelten Album weiter. Dafür haben sie definitiv an Radiotauglichkeit gewonnen. Deutschsprachiges auf dem Vormarsch. Nicht erst seit TOKIO HOTEL erfreuen sich Goethe- Instituttaugliche Bands zunehmender Beliebtheit. Es kommt nur eben immer darauf an, wo man seine Prioritäten setzt. Deutlich wird leider, dass der Sound dadurch beliebig wird. Pathos ist massentauglich geworden in Zeiten, in welchen der Trend zum Cocooning geht. Mal schön zuhause schmusen, ob nun mit dem Schatz oder alleine mit dem Selbstmitleid oder -verliebtheit. Die passende musikalische Untermalung liefern JUPITER JONES. Inhaltlich zur Rechfertigung des Tuns und soundtechnisch zum Einrollen. Weichgespülter Punkrock mit Hang zum balladesken, Banjo und Harmonika inklusive. Mit „Still“ geht’s richtig rund in Punkto ordentlich einigeln, „Immerfürimmer“ liefert die Begründung zur selbstgewählten Resignation. Pathos, der sich so sehr aufdrängt, dass man Platzangst bekommen kann. Die Hirnwindungen müssen nicht sonderlich angestrengt werden, um zu verstehen was sie einem mitteilen wollen.
Und sicherlich haben sie uns einiges mitzuteilen. Innenansichten eines normalemotionalen Menschen, Erfahrungen eines Auswanderers, der loszog, das Glück zu finden und Anonymität und Einsamkeit erfuhr, die allzu gut bekannten, schweren Lasten, Alltagsungerechtigkeiten. JUPITER JONES kommen -meiner subjektiven Meinung nach- während der gesamten Platte nicht genug aus dem Gesäß, um einen mitzureißen. Ein Wenig wollen sie uns doch aufrütteln, anschieben, Mut machen, ihre Wut äußern, aber die anfängliche Power verfliegt zu schnell durch zu viel Hamonie und Streicher.
Wir müssen alle weitergehen, auch JUPITER JONES. Das ist der Lauf der Welt, der Geschichte, einer Band, nur die Richtungen sind nunmal oft so unterschiedlich wie die Läufer. Zorn, Aggressionen und Geschrei erst am Ende. „Der Hund, der Stock, die Tür“, als wollten sie alles Vorrangegangene relativieren und sich ihrer Anfänge besinnen.
JUPITER JONES sehen sich, uns, den Hörer defintiv als Teil des ganzen Guten und Bösen und schieben nicht alleine dem großen Unbekannten den schwarzen Peter zu. Soviel Selbsterkenntnis verdient Respekt. Und ja, sie haben irgendwie doch verdammt recht mit all den emotionalen Tiefschlägen. Aber müssen sie einem das so klar und frech ins Gesicht musizieren?
Tracklist:
1.Ansage
2.Hey! Menetekel
3.Immerfürimmer
4.Still
5.Alter Mann wo willst du hin?
6.Vater
7.Sonne? Scheint!
8.Berlin
9.Hier oben (...Jupp)
10.Stück vom Weg
11.Der Hund, der Stock, die Tür
12.Komm bloß nicht nach Bad Bentheim