Geradeaus geht anders: KALI MASI wehren sich auch auf ihrem zweiten Album nach Kräften dagegen, sich auf einen Stil festnageln zu lassen. Aber zwischen abwechslungsreich und zerfahren liegen oft nur ein paar Rhythmuswechsel. Kann das wilde Punkrock-Potpourri auf “[laughs]” über die volle Länge fesseln?
Ja. So einfach ist das. Gut, ganz so einfach natürlich nicht, aber von vorn: KALI MASI haben 2017 mit ihrem Debüt „Wind Instrument“ (in Deutschland erst zwei Jahre später offiziell erschienen) einiges an Begeisterung bei allen Fans von hakenschlagendem, aber melodischem Punkrock hervorgerufen. Daran möchte „[laughs]“ nun nahtlos anschließen. Die Voraussetzungen dafür sind da, denn am Rezept hat der Vierer aus Chicago nur wenig geändert: Die Basis bildet melodischer Punkrock, der mit unzähligen Breaks und Tempovariationen gewürzt wird und dank einer ordentlichen Kelle Post-Hardcore-Groove im Geiste von JENA BERLIN oder BEAR VS. SHARK nie Gefahr läuft, zu klebrig-süß zu geraten. Die entscheidende Zutat allerdings war und ist Sam Porter, der über die vielleicht beste Stimme im aktuellen Punkrock verfügt und wirklich jeden Song veredelt. Dabei sind KALI MASI nicht im klassischen Ansatz „hittig“, obwohl der grandiose Ohrwurm „Trophy Deer“ beweist, dass sie auch das perfekt beherrschen. Wenn sie denn wollen. Meistens wollen sie aber nicht, sondern spielen lieber mit Erwartungen und reihen Stakkato-Riffs an Americana-Vibe an Groovepart, packen noch wundervolle Gitarrenmelodien und eine umwerfende Hookline dazu und nennen das dann „Long Term“. Oder gönnen „Freer“ geschlagene zwei Minuten lang nur Porters wunderbaren Gesang über leicht angezerrte Akkorde, bevor die restliche Band dazukommen darf, um aus dem Song noch schnell einen fuzzigen Rocker zu machen. Das ständige Wechselspiel verschiedener Stimmungen innerhalb der Songs geht allerdings zulasten der Zugänglichkeit: „[laughs]“ will mit der gehörigen Aufmerksamkeit bedacht werden, andernfalls kann es schnell sperrig oder – paradoxerweise - gleichförmig wirken. Dafür wächst das Album mit jedem konzentrierten Durchgang, von denen es einige braucht, bis sich alle Haken und Ösen im Ohr zusammengefunden haben und man alle Einfälle entsprechend würdigen kann. Dabei hilft natürlich, man kann es gar nicht deutlich genug herausstellen, die unfassbar gute Stimme von Porter, dessen Texte ebenso herausragend sind. Und es ist ja nicht so, dass KALI MASI sich vor Eingängigkeit sperren würden: „Paint Me Jade“ ist ein flotter und hochmelodischer Rocker und auch „Hurts To Laugh“ wandelt sich nach der Aufwärmphase zum Ohrwurm. Einzig zum Schluss scheint der Band etwas die Laune verdorben zu haben, denn „Recurring I“ als düster blues-rockiger Brocken, der dank Porters Sprechschreising-Part etwas an LISTENER erinnert (und dazu noch ein 80er-Filmsoundtrack-Saxofon auffährt) und der finale Garagenrocker „The Stray“ sind etwas zu stoisch und unmelodisch geraten. Den hervorragenden Gesamteindruck schmälert das aber nur ein wenig, insgesamt liegt „[laughs]“ mindestens auf dem Niveau des schon umwerfend guten Debüts.