KOLARI, benannt nach einer finnischen Gemeinde, sind ein fünfköpfiges Gespann aus Hamburg und die neueste Delegation aus dem Hause Sportklub Rotter Damm. Mit Fear/Focus bringt diese Live außerordentlich tight und mächtig klingende Band ihr Debütalbum heraus. In diesem wird die aktuelle soziale und politisch-ökonomische Lage adressiert - unterlegt mit einer Melange aus Hardcore, Metal und garniert mit etwas Melodie.
Der Longplayer eröffnet mit einem keiffend-gallopierenden Zusammspiel von Gitarren und Drums und ebnet den Weg in das Fegefeuer aus schreddernden Gitarren, deren Definition und Stereobild zu einem abwechslungsreichen Hörgenuß führen wird. Wütender Schreigesang ertönt prangernd und führt in ein bassverzerrtes Interlude der Reflektion, um kurz darauf erneut Anlauf zu nehmen. Der Opener „Cupid's Poisoned Arrow“ lebt von dieser Dynamik.
Während im Promotext die Tour-Kollegen PULLED APART BY HORSES sowie DEFEATER als Referenzen genannt werden, sind KOLARI meines Erachtens näher bei FRANK CARTER AND THE RATTLESNAKES und JOHN COFFEY einzuordnen. Dies ist auch im zweiten Stück namens „Too Big Too Fail“ herauszuhören. Die Arbeit der beiden Gitarristen ist genauestens aufeinander abgestimmt und lässt somit genug Platz am unteren Ende für den Bass sowie für den die Vocals im Mittelfeld.
Die Songtitel lassen eine sozialkritische und antirassistische Einstellung vermuten, was unmissverständlich mit einem Einspieler auf Track Nr. 3 bestätigt wird. Eine weibliche Stimme erklärt dem Hörer die Unsinnigkeit einer rassistischen Logik und ihre menschenfeindlichen Auswirkungen.
Trotz tendenziell hochverzerrten Klängen ist jedes Klangelement präsent, aber nicht aufdringlich. Bass und Schlagzeug ertönen im mathematischen Einklang - gerne auch über die 4/4-Takt-Konvention hinaus. Die dominierende Härte wird zwischenzeitlich von melodischen Passagen abgelöst, etwa in "Culling The Herd" oder "Antimotivational".
Auf “Rise Of The Incident” ertönen Flächen, die an den Post-Hardcore von THE TIDAL SLEEP erinnern, während auf „Mainline Your Job“ NY-Hardcore- und garagigere Elemente zur Geltung kommen. Als Verschnaufpause folgt nach 8 Songs ein entspanntes Gitarren-Arpeggio, welches in das letzte Drittel der Platte einleitet.
Fear/Focus wird niemals langweilig oder wiederholend und ist ein erstklassiges Debüt einer – wie bereits angemerkt – auch Live virtuos, aber nicht aufdringlich klingenden Band. Der Zugang zu den Lyrics ist nicht einfach, was in der CD- beziehungsweise Vinyl-Version mit einem Booklet gelöst sein sollte. Die Band ist im September auf Headliner-Tour: am 1. September in Söhlingen, am 6. September in Berlin, am 7. September in Frankfurt und am 8. September in Hamburg.