“The music on “Reptilian” is more in your face and direct than before so we chose this cover...This beast of an album is staring at you and it's going straight for your throat!"
Das fünfte KEEP OF KALESSIN Album stellt die bisherigen Werke der Trondheimer in den Schatten, und die waren bekanntlich alles andere als schlecht! Mehr Variabilität ist das Stichwort, mit dem die Norweger auf "Reptilian" überzeugen können. So steht der drückende Opener "Dragon Iconography" ganz im Zeichen der Thrash Riffs, um aber immer wieder einen Gang in den Highspeed zuzulegen. Bei "The Awakening" erwacht treffend die alte KOK Leidenschaft, epischen Black Metal für aggressionsbewusste, auf eine fette Produktion Wert legende Puristen nordischer Kälte zu kreieren. Dabei wählen Thebon (Gesang), Obsidian (Gitarre / Synth), Wizziac (Bass) und Vyl (Drums; der sich auf "Reptilian" den Arsch Wund gespielt haben muss!!) den Weg des geringsten Widerstands eben nicht, sondern balancieren auf dem Gipfel der technischen Erhabenheit, immer im Gepäck progressives Proviant. Dann wieder diese gnadenlos zermalmenden Thrash Riffs, die sich bei "Judgement" in ein höllisches Blast Inferno steigern. Ein Erklärungsversuch: Anfang des Jahres machte die Band Schlagzeilen dadurch, als einer der Künstler des 2010er Melodi Grand Prix von der norwegischen Post auf Briefmarken verewigt zu werden. Vielleicht wurden sie zu oft abgeleckt, so dass sie ihre DIMMU BORGIR Plagiatversuche (was die "Sellout" Rufe betrifft) durch harsche Aggressionsattacken entladen mussten. Wie auch immer, mit "The Dragontower" kommt dann der Song, der KEEP OF KALESSIN auf den dritten Platz der norwegischen Vorselektierung für den Grand Prix brachte, und auch hier stechen sie ihre progressive Ader an und fingieren zudem ein grenzdebiles Gitarrensolo. Ansonsten ist dieser Track ein mit Klargesang versehener Gassenhauer, so, als würde Nino De Reptilio rotzend über die Bühne stampfen und zum Refrain immer wieder mit der Matte schütteln. Schade schade, dass es dieser Track nicht auf den ersten Rang geschafft hatte, denn es wäre eine Wohltat für die Augen gewesen, wenn eine imaginäre Nena Müller-Landshut auf der Bühne vom Reptil verspeist worden wäre. "Leaving The Mortal Flesh" lässt allen Unkenrufen zum Trotz Gevatter Mainstream im Sack und kloppt mit seinen Blast Keulen auf ihm herum. Auch hier spannendes Songwriting, das durch eingestreute Samples in Form von Kampfesgeschrei aufgewertet wird. Im Allgemeinen sind die Keys von Obsidian mit Bedacht eingesetzt, so dass sie nicht verwässern, sondern verstärken. Auch ist hier bereits längst klar, dass Thebon einen Quantensprung an den Vocals vollzog, denn er strahlt förmlich vor Dunkelheit und hält Balance zwischen Erhabenheit (wenn es sein muss) und Krankheit (weil es sein muss). Dann dürfen die Feuerzeige herausgeholt werden, die allerdings durch Thebon nach genau 00:01:06 Minuten verscheucht werden, indem er ein brutales "Rise" intoniert (ein Vergleich bot Mr. Vincent in "God of Emptiness"). "Dark As Moonless Night" schleppt sich doomig durch das Album und wird im Hintergrund durch den Synth ausgemalt und spannend gestaltet, bevor sich der Song im Chorus entlädt und durch eine Solo Eskapade des Synthesizers ausläuft...Gänsehaut...aber bitte nicht weitersagen... Wer einmal einen Power Metal Habitus mit Black Metallischen Felgen fahren möchte, darf in "The Divine Land" Platz nehmen, denn hier beginnt eine Achterbahnfahrt von majestätischer Eleganz, die den Bombast und knallharte Riffs einschließt. Umrundet wird der Song immer wieder von der KEEP OF KALESSINschen Vorgehensweise, durch das Wiederholen von Leads eine Brandmarkung am Körper des Zuhörers zu erreichen und Druck aufzubauen, der durch überraschende Wendungen oder eine Platzierung auf der anderen Seite der metallischen Spielwiese gelindert wird. Der Schlusstrack "Reptilian Majesty" ist dann die Zusammenfassung der Albumhighlights in einen Song, der alleine für sich veröffentlicht mehr Aufgaben löst als mehreren Black/Death Metal Bands in ihrem künstlerischen Schaffen je gestellt wird. Auch hier nimmt sich das Quartett viel Zeit, eine Tugend, die in der heutigen schnell, schneller, am schnellsten Gesellschaft längst abhanden gekommen zu sein scheint. KEEP OF KALESSIN macht es einfach aus, trotz der überlangen Songs eine jederzeit spannende Reise durch sämtliche Entwicklungsstadien einer metallisch gepanzerten Echse zu durchleben. Die am Ende des Prozesses geschlüpften Reptilieneier werden im aufsaugbereiten Körper eine Heerschar kleiner KEEP OF KALESSINs freisetzen und alsbald für echsenartige Geilheit sorgen, um sich in der Sonne starr und feurigen Blickes der Übermacht von "Reptilian" hinzugeben.
Tracklist:
1. Dragon Iconography
2. The Awakening
3. Judgement
4. The Dragontower
5. Leaving The Mortal Flesh
6. Dark As Moonless Night
7. The Divine Land
8. Reptilian Majesty