Verdammt schwer muss das Notizbuch sein, in dem KEVIN DEVINE seine Songideen sammelt. Damit der Songwriter aus Brooklyn seinen Fans nach erbrachtem Kickstarter-Spendenstand von stolzen 114.000 Dollarscheinen auch genügend Futter auf die Ohren streuen kann, sollte "Bulldozer" nicht ohne "Bubblegum" sein - und oder andersrum. Der Output verteilt sich also über gleich zwei komplette Alben - wobei sich das von BRAND NEW-Frontmann Jesse Lacey produzierte "Bubblegum" den kratzfesteren Teil aneignet und - trotz seiner Verankerung im (Indie-/Folk-)Rock - noch immer die samtartige Seite des Singer/Songwriter KEVIN DEVINE mitschleift. "Private First Class" beginnt in ansteckendem und zugleich behutsamem Gitarrengelopp, der gleich nach dem Opener "Nobel Prize" die Finesse und das Temperament des Musikers offenbart. Album sieben und acht sind gespickt mit noisigen Ausflügen, viel PIXIES und sonnigen Nachmittagen bei offenem Garagentor. "Red Bird" schwebt langsam durch den Kopfhörer und entlädt sich überraschend, ohne einen Moment seiner überlangen Spielzeit auf dem Glatteis auszuharren. Der Sechsminüter könnte somit als eine Art Pressesprecher des Doppelreleases agieren: Zahlreiche Facetten, Sprünge und Stimmungen beinhaltet sowohl "Bubblegum" als auch "Bulldozer" - trotzdem gestatten KEVIN DEVINE und seine GODDAMN BAND keine Ausfälle oder Müdigkeitserscheinungen. "I Can´t Believe You" träumt sich durch NADA SURF-Pop, "Bubblegum" vertont etwa frühe WEEZER während eines Koffeinschocks.
Wie treffsicher sich Devine in seinen Songs ins Ziel vortastet, verrät "Bulldozer" mit dem Slidegitarren verhangenen "Couldn´t Be Happier" oder dem fluffigen "Little Bulldozer" mitsamt seinem wunderbar gestotterten Chorus. Die Alleingangplatte (produziert von Rob Schnapf / u.a. SAVES THE DAY, ELIOTT SMITH, DR. DOG) erreicht seinen Höhepunkt mit seichter Tagträumerei ("Matter Of Time") und der niemals schmalzigen Art und Weise, wunderschöne Medodien zu verpacken. KEVIN DEVINEs Wagnis, auf einen Schlag zwei unterschiedliche Alben zu veröffentlichen tappt keinesfalls im Dunkeln. Zu aufregend sind die BEACH BOYS-Momente in "Bloodhound" auf der knarzigen und die Folk-Popverbeugungen während "You Brushed" auf der gemütlicheren Seite. Wer sich sicher sein möchte, das Schaffen des KEVIN DEVINE in vollen Zügen geniessen zu können, ist so leider mit keinem einzelnen der beiden hier vorgestellten Lösungswege gut beraten. Von der siebzigminütigen Berg- und Talfahrt vorbei an Kaffeekränzchen-Soundtrack und Americana-Romantik allerdings lohnt sich beinahe jeder Moment.