Plattenkritik

Killswitch Engage - "Disarm The Descent"

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 29.03.2013
Datum Review: 02.04.2013

Killswitch Engage - "Disarm The Descent"

 

 

Diese Platte ist ein Hit – kein Sarkasmus, sondern reiner Enthusiasmus!

Dabei hatte ich nicht mehr daran geglaubt, dass KILLSWITCH ENGAGE überhaupt noch etwas interessantes abliefern könnten. Das Debut und „Alive Or Just Breathing“ waren für mich Klassiker, zu denen sich nach mehrmaligem Hören auch „The End of Heartache“ gesellte. Doch danach empfand ich den einzigen nennenswerten Output der Band das DIO Cover „Holy Diver“, sowie deren Live DVD „Set This World Ablaze“. „As Daylight Dies“ hatte mit „My Course“ nur noch „Reject Yourself“ an relativ spannendem Material zu bieten. Die (erneute) s/t Veröffentlichung hört ich lediglich nebenbei und kann nicht einmal einen Titel nennen, der mich im Ansatz begeistert hätte. Zu Beginn erfreute mich die Nachricht, dass Jesse Leach den ausgestiegenen Sänger Howard Jones ersetzen würde. Doch fand ich die Kollaboration zwischen Adam D. und Leach, als nicht wirklich aufregend. Viel Wind um nichts, meiner Meinung nach. Und jetzt: „Disarm The Descent“, was mich beinahe Purzelbäume rückwärts schlagen lässt.

Dieses Album bietet die Quintessenz dessen an, wofür KSE stehen, ohne ihren Sound oder ihre Attitüde Mitsing-Refrains mit Metal zu kombinieren zu negieren, aber auch ohne das leidige Label „MetalCore“ weiter mit sich tragen zu müssen. Beim Opener „The Hell In Me“ geht man zurück zu den Wurzeln, bei „The Call“ vereinigen sich Thrash-Attacken und Blastbeats mit einer himmlischen Refrain-Melodie (fast schon zu schön/poppig), die für Entzücken sorgt. „Always“ kann man getrost als Ballade bezeichnen, ohne dass diese schmalzig klänge oder nicht authentisch wirke. Es bleibt Metal, ohne dass man auf Tiraden von Bolz-Elementen setzte, die (bei anderen Bands) auf Grund der Coolness verwendet werden „müssen“, die doch den Song versaut hätten.

Die Gitarren-Soli sind super ausgearbeitet, überhaupt die Gitarrenharmonien noch breiter angelegt, wie es scheint. Drums: Gewohnt super! Bass: Ja, da fand ich dann doch den Sound von „The End of Heartache besser“ (Geschmackssache). Leach beweist, dass seine Zeit bei „Seemless“ aus ihm einen noch besseren Sänger hat werden lassen. Gepaart mit den Backings von Adam D. hat man am Gesang fast gar nichts mehr auszusetzen (bleibt die Frage, wie viel des vokalen Pomps man auch live umsetzen kann). „A Tribute To The Fallen“ ist ein Song, der zwar auch auf einem der letzten Alben hätte sein können, der aber durch die Triolen in den Drums (der IRON MAIDEN Hoppel-Beat) einen coolen Groove erhält, der im Refrain nicht verloren geht. Auch nicht, wenn man zurück ins Halftime Tempo geht. Insgesamt vergleichbar mit dem ALL THAT REMAINS Album „The Fall of Ideals“ (s. „Beyond The Flames“), nur weiter gedacht und somit um Längen besser. Doch auch klassische Anleihen sind zu finden, sowie Elemente die auf Einflüsse wie AT THE GATES hinweisen.
Haben KSE also das Rad neu erfunden? Nee, aber echt schöne neue Felgen aufgezogen und auf Hochglanz poliert, wo der alte Chrom doch bereits ab zu blättern begann. Insgesamt kann man sagen, dass die Jungs aus Massachusetts härter und melodiöser zugleich geworden sind (siehe „All We Have“). Klar, es sind immer noch KSE, aber sie haben ihre Stärke genommen, daran noch ein bisschen geschraubt und dadurch ein paar neue Töne/Riffs gefunden, die ich ihnen längst nicht mehr zugetraut hatte.
Quer durch die Bank, einfach guter Metal, der im Grunde kein Auge trocken lassen sollte. Niemand kann seine Vergangenheit vollends abschütteln, doch KSE starten mit Leach und „Disarm The Descent“ in eine Zukunft, die sie nicht fürchten müssen.

Ok, alles schon mal gehört? Aber nicht von KSE, nicht so. Da haben sie mich wieder so im Griff, wie anno 2003 und gerne würde ich 10 Punkte geben, aber dafür hätte ich mir beispielsweise eine rein akustische Ballade gewünscht. Denn wäre das nicht ein Tabubruch gewesen? So oder so, damit hätte ich die zehn Punkte rechtfertigen können. Es fehlt nicht viel zur vollen Punktzahl, aber eben doch ein Hauch. Knapp daneben ist auch vorbei, aber die Platte hat meine definitive Kaufempfehlung, auch wenn nach 40 Minuten alles schon wieder vorbei ist (einen wirklichen Füller, kann ich bislang nicht finden)!


Trackliste:

01. The Hell In Me
02. Beyond The Flames
03. The New Awakening
04. In Due Time
05. A Tribute To The Fallen
06. Turning Point
07. All We Have
08. You Don't Bleed For Me
09. The Call
10. No End In Sight
11. Always
12. Time Will Not Remain

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.