Wir wissen es, wir wussten es schon immer, wir wehren uns nur dagegen: wir sind Egoisten. Von Natur aus. Nur unser Zusammenleben, unser Bedürfnis nach gemeinsamen Glück – welches ja auch nur aus egoistischen Motiven resultiert – gewährleistet so etwas wie eine brückenweise vorhandene Art zu Handeln, welche wir dann als „freundlich“ oder „herzensgut“ bezeichnen. Doch jegliches nett-sein, jegliche Tat, bei welcher wir uns gut fühlen bringt uns näher zu der Erkenntnis worauf all dies fußt: Auf der Schaffung der eigenen Freude. Denn ohne die Freude der anderen funktioniert diese nicht.
Und die Illusion des Fortschrittes? Im Grunde nur dekonstruktiv hinsichtlich der Grundmaxime aller Menschen, nämlich der Aufrechterhaltung unseres Lebens. Am Ende sind wir doch eh alle dem Tode geweiht; und unser auf rosiges Zusammenleben verhafteter sozialer, zivilisierter Umgang avanciert plötzlich zu primitiven Auseinandersetzungen auf aufgestylter Ebene. Eine pessimistische Erkenntnis und Prognose, welcher sich das Quintett KILLTRIBE annehmen.
Wer jedoch nun nach großen Weltuntergangsportraits der Marke CELESTE wittert dürfte enttäuscht werden. KILLTRIBE spielen eine recht moderne Form der härteren Musik irgendwo zwischen den längst unzertrennlichen Polen Metal und Hardcore, verzichten dabei gottseidank jedoch auf abgenutzte Konventionen wie Breakdowns oder schwedisches Gitarrenspiel. Das heißt jedoch nicht, dass groß mit Atmosphäre (was sich bei solch ausgeprägter lyrischer Komponente ja anbieten würde) oder dergleichen geliebäugelt wird: KILLTRIBE spielen recht tighte 3-4 Minuten Songs mit recht zeitgenössischen Shouts, vereinzelntem Cleangesang („Shine“ hat sogar sowas wie Ohrwurmcharakter) und sehr einfachen Riffing.
Ein derartig simpel gestricktes Korsett passt natürlich zu einem Namen wie „Killtribe“, wobei man – wäre man in dieser Hinsicht wirklich konsequent – doch eine ganz andere, eine viel einfachere und direktere Art des Songwritings erwarten könnte. Doch wahrscheinlich wollen hier Lyrik und Musik lieber getrennt voneinander fungieren. Betrachtet man diese EP jedoch allein hinsichtlich ihrer musikalischen Substanz, so wird man auf kein schlechtes, aber auch kein wirklich herausstechendes Release stoßen.