Wem es bei Spinnen, Särgen und Fledermäusen kalt den Rücken herunter läuft, der hat mit dieser österreichisch/internationalen Konstellation vielleicht seine heilenden Klangpillen gefunden: Irgendwo zwischen spritziger Teenie-Poolparty und fidelem Rockabillysound entern KITTY IN A CASKET den wohl poppigsten Friedhof, auf dem je ein europäisch-blutiger Horrorschmaus stattgefunden hat.
Was beim nüchternen Erstkonsum (auch von Artwork und Albumtitel) auch nach krampfhaft zusammengeschraubtem Dollarprojekt á la „American Idol-Billy“ klingen könnte, entfaltet schnell Gesicht: Kitty, Slappin´ Suspender, Billy Bat und Mike Machine (Vorsicht: echte 5-Sterne-Künstlernamen...) lassen sich zwar bei der Studiovisite gleich von einem ganzen Produzentenclan unter die tätowierten Arme greifen, im Falle von „Back To Thrill“ machen Band und Hintergrundworkshop allerdings einen lupenreinen und nicht zu aufdringlichen Job. „Midnight Thrill-Ride“ und „Never Wanted“ sind zuckersüße und mehr schöne als schaurige Poppunk-Ohrwürmer, bei denen sich Zombies und Untote gegenseitig in die Tanzschuhe helfen. Mit tödlich präsenter Stimme zwischen fettiger Grusel-Diner-Theke und jungfräulichen PARAMORE fegt Frontbestatterin Kitty durch Zeilen wie „Casket Surfers From The Other Side / We Don´t Have To Eat – No, We Don´t Even Sleep – Riding Those Waves Is Our Only Crave“ - die sicher nicht die Welt verändern wollen, aber die Meßlatte zwischen „leichter Schulter“ und solide monströsem Rock´N´Roll-Release senkrecht nach oben befördert. KITTY IN A CASKET spielen ihre Asse aber nicht nur stumpf hintereinander aus, mit „Don´t Get Me Wrong“ oder „Prom Song“ strecken sich die gründlich gebügelten Hooklines und die staubkornfreie Produktion über die kompletten 45 Minuten des Nachfolgers zu „Horror Express“. Gen Mittelfeld holen die Wiener zum dringenden Beweis aus, dass es sich bei diesem Quartett nicht um einen weiteren Übersee-Export handelt: „Blutsauger“ kommt mit deutschem Text und ist doch wahrhaftig einer der schwächsten, weil absehbarsten Songs auf „Back To Thrill“. Der Titelsong sowie „Shake Your Bones“ fangen die frische Leichtigkeit aufholend wieder ein, bevor der Hobby-Gruftie die Skip-Taste findet – somit kann nach kurzem Durchatmen weitergefiebert werden. Kittys Sargsammlung trumpft mit Eingängigkeit und Dampf, einer tollen, einfach nicht nerven wollenden femininen Stimme (die handvoll männlichen Einsätze sollten hier mal unters Tischtuch gekehrt werden...) und dieser schwebenden guten Laune, wie sie unterschwellig in Songs von LIT oder alten WEEZER zu finden war. Finstere Verdammnis, Österreich: Früher Land der Berge, jetzt klar Land der Särge!
Trackliste:
01. Midnight Thrill-Ride
02. Never Wanted
03. Trash Talkers
04. Monster Highschool Party
05. Don't Get Me Wrong
06. Blutsauger
07. Back To Thrill
08. Run Run
09. Shake Your Bones
10. Prom Song
11. You Will Remember
12. Headshot
13. Caught In A Dream