Wenn KOJI, der Mensch, träumt, geht es um Gerechtigkeit, Freiheit und das Miteinander und Untereinander. Wenn der Musiker KOJI träumt, sprechen Geigen, zurückhaltende Akustikgitarre und bekennende Lyrics, die als Balanceakt zwischen KOJI als Mensch und KOJI, dem Musiker dienen.
Klingt kompliziert, wird aber dank "Crooked In My Mind" nachvollziehbar und breit gefächert erklärt: KOJI, der Aktivist und Musikliebende mit dem spitzen Ziegenbart und der Kumpeltypenstimme, der seine Konzerte gern zu Gesamtkunstwerken zusammenleimt, schüttet einfach Herz und Seele auf seinem Debütalbum aus. Bei "Chasing A Ghost" helfen dabei gemütliches Schlagzeug und spärliche Songwriter-Instrumentierungen die Raum lassen für den beruhigenden Gesang und eben die scheinbar erträumten Welten von Andrew Shiraki. Das funktioniert und begeistert zugleich bei "The Near And Far" und "Creeping", bei denen KOJI jedes Mal, bevor er kitschig in Richtung DASHBOARD CONFESSIONAL abzurutschen droht oder ruppig bis gar folkig auf die weißen Blätter des Kollegiums schielt, lieber das Steuer herumreißt. Bei "Spinning Silent" tut das der aufbauende Chorus, bei „Distance/Divide“ hingegen das luftige Popgerüst, für das auf „Crooked In My Mind“ unter anderem Mitglieder von TITLE FIGHT order LA DISPUTE an den Instrumenten sorgen.
Der engagierte Musiker aus Philadelphia erinnert zwischen den seichten Streicheleinheiten mal an RYAN ADAMS, dann wieder an die introvertierten Momente früher amerikanischen Emobands. Nach diversen Split- und EP-Veröffentlichungen hält KOJI immerhin neun Songs bereit, von denen keiner den überheblichen Ausbruch wagt, in Selbstverliebtheit untergeht oder unerkannt vorbeizieht – es sei denn, man verliert sich während „Crooked In My Mind“ in den eigenen Tiefen. Schwerfallen würde das kaum, gäbe es keine dynamischen Wachrüttler wie das schmissige „In The Line“.
„Crooked In My Mind“ gibt also weniger musikalische Feuerwerke von sich - dafür hilft es beim Kennen- und Liebenlernen des Menschen und Musikers KOJI. Das passt zu Shiraki und seinen melancholischen Freundschaftsofferten. Diese anzunehmen fällt dank der persönlichen Ebene leichter als es sich erträumen lässt.
Trackliste:
01. Chasing A Ghost
02. The Near And Far
03. Spinning Silent
04. Distance/Divide
05. Fragile Times
06. Creeping
07. In The Line
08. Pang And Flash
09. What You Leave Behind