Selbstbetiteltes Album Nummer drei. Ein Beleg für Einfallslosigkeit, für die musikalische Insolvenz, in der sich KORN laut vieler seit 2 Alben und dem Weggang zweier mehr (Brian „Head“ Welch) oder weniger (David Silveria) entscheidender Gründungsmitglieder befinden? Oder doch das Zugeständnis, dass diese Band viel hinter sich hat, dass sie neben ihren Höhen auch schon öfter Tiefen hatte und dass das nun eben Anlauf Nummer drei ist? Wie man das alles auch bewerten mag, oder wie man auch die letzten beiden (meiner Meinung nach übrigens durchaus in Ordnung gehenden) experimentellen Vorgänger bewerten mag: KORN sind zurück. Zurück bei ihren Wurzeln. „Remember Who You Are“ als obligatorischer Untertitel zeigt uns das, und schon der Opener (nach dem etwas ungewöhnlichen, beinahe postrockigen Intro) brettert in einer solch rauen Direktheit nach vorne, dass schnell Erinnerungen an die ersten beiden Alben, aber auch „Issues“ oder „Take A Look In The Mirror“ wach werden. Der Sound ist dazu überraschend organisch gehalten, alles wirkt echt und – dank einem sich wieder gut verausgabenden Jonathan Davis am Mikro – sogar ziemlich emotional. Klar: Ein zweites „Clown“, geschweige denn ein zweites „Daddy“ (!!) wird es von dieser Band nie wieder geben. Doch so müde, so faltig und einfach nur kaputt wie KORN die letzten Jahre in so manch Interview oder auf so manch Bild aussahen wirken KORN hier so gar nicht.
„Fear Is A Place To Live“ beispielsweise kommt so abgeklärt, so locker und so unverbraucht her wie man KORN 2010 wohl nie erwartet hätte. Die Arrangements, die Übergänge sitzen, es ist nicht nur der Refrain der überzeugt, und vor allem wirkt nichts aufgesetzt, wie das so oft bei Back-To-The-Roots-Platten der Fall ist. Ähnlich ist da auch „Pop A Pill“ mit einem Mainriff, wie es nicht mehr KORN sein könnte. Dieser ratternde Bass, diese tiefen Gitarren, diese Effekte (von denen es übrigens von mir aus noch gerne mehr hätte geben können) – herrlich. Gerade dieser Song zeigt uns dann auch ein weiteres wichtiges Trademark dieses Albums: Direkt nach vorne geht es, ja. Aber nicht immer gezwungen aggressiv. Genauso wenig ist „III“ eine wirklich depressive, kaputte oder abgefuckte Platte. Vielleicht weil die Wut von damals weg ist, aber vor allem eben weil 2010 und nicht etwa 1994 ist.
Nörgler werden kritisieren, dass „III“ nicht die Überhits hat, die KORN bis Dato auf jedem Album hatten. Die „Freak On A Leash“s, die „Blind“s, die „Got The Life“s, die „Make Me Bad”s, die „Right Now”s… Und obwohl „III” eigentlich wieder eine sehr songorientierte Platte geworden ist, so kann man dieser Kritik entgegen werfen, dass „III“ vor allem auf Albenlänge funktioniert. Dass man dafür diesmal etwas das Füllmaterial weggelassen hat, dass „III“ diesmal vor allem ein Album ist, dass man ohne zu skippen durchhören kann und wo sich nicht nur Song an Song reiht, sondern wo durchaus sowas wie ein roter Faden vorhanden ist. Doch es stimmt schon – genauso wie der Fakt, dass KORN zwar den alten Sound, aber nicht die selbe Wut wie damals haben. Deswegen ist „III“ dann auch nur ein sehr kurzweiliges, spaßiges KORN-Album, welches vor allem Fans des alten Sounds eine Freude bereiten wird. Es ist aber nichts monumentales, nichts, was über einfache Unterhaltung hinaus geht. Doch eben weil das hier auf sehr hohem Niveau unterhält und man als Fan eigentlich gar nicht mehr will: 7 sehr sehr gute Punkte, bei denen Fans gerne noch 1-2 Punkte drauf rechnen dürfen!
Tracklist:
01. "Uber-Time"
02. "Oildale (Leave Me Alone)"
03. "Pop A Pill"
04. "Fear Is A Place To Live"
05. "Move On"
06. "Lead The Parade"
07. "Let The Guilt Go"
08. "The Past"
09. "Never Around"
10. "Are You Ready To Live?"
11. "Holding All These Lies"