Alle lieben KOTZREIZ. Biedere Rechtsanwälte, todernste Politiker. Und der Börsenlurch im SUV. Sie würden es nie zugeben, aber sie fühlen wie KOTZREIZ, verstehen KOTZREIZ, fiebern und leiden mit KOTZREIZ. Denn Fabi, Tom und Chris (oder romantisch „Kotze“, „Büchse“ und „Reiz“) können und tun, was für den feindlichen „Spießerstab“, die ekelige „Arschkriechergarde“ nicht in Frage kommt: Dem heißen Brei Lebewohl sagen und das Blatt vorm Mund zum Hinternabwischen benutzen. Mit zackigem Uffta Uffta und Täterräh.
Zum Glück nehmen sich die Berliner hierbei als allerletztes selber Ernst. Wie sonst sollten Titel wie „Pfandflaschenmessi“ oder „Der Klügere Kippt Nach“ ohne Existenzängste atmen? KOTZREIZ sind keine Band für Analysen oder weitreichendes Handwerk. KOTZREIZ satteln einfach ihren stumpfen und trotzdem delikaten Gaul, den bloß keiner „Deutschpunk“ nennen darf – und bringen ihm bei, was es heißt, sich im hier und jetzt mit Zugehörigkeiten („Punkerpolizei“) auf der einen oder dem Retterdrink („Pfeffi Graf“) auf der anderen Seite zu beschäftigen.
Das von Seiten des Hauptstadttrios weder humor- noch herzlos geknüppelt und gebrüllt wird, festigt „Punk Bleibt Punk“ genauso charmant und nachvollziehbar wie „Du Machst Die Stadt Kaputt“ zwei Sommer zuvor: Bis auf wenige zwinkernde Austritte bleiben die Spielminuten der 12 Songs sauber von überflüssigen Experimenten oder Angebereien, denen KOTZREIZ weder Blut noch Schweiß – und erst recht nicht Wasser reichen wollen.
„Montag =Scheißtag“ oder der Titeltrack des zweiten Albums bilden – wenn man so will - schlüssige Messages aus der Nachbarschaft und überreichen manch kühler Kopfschüttelparole ein frisches Bier. Angestoßen wird auf alles: Die Kumpels, mit deren Support ein Großteil der Tracks erst zu wahren Schönheiten verkommen, das Leben und seine Extreme. Das „Fressenbuch“, was keiner braucht, das Straßenbahnticket, was manchmal gar nicht schaden kann und vor allem der harte Alltag als „echter“ Punk. Dem wollen KOTZREIZ lieber frönen als sich selbst auf die Schulter klopfen, während sie intelligent und propagierend die Welt verbessern.
„8 Cent! 16 Cent! 24, 32 – eine Packung Nudeln!“ – so klingt die Revolte der Zukunft. „Scheiße bleibt Scheiße, Punk Bleibt Punk“ – und KOTZREIZ obenauf.
Die Welt ist schlecht? Das Leben nicht! Höchste Zeit, dass das mal wieder jemand für alle verständlich ausspricht.
Trackliste:
01. Punkerpolizei
02. Pfandflaschenmessi
03. Punk bleibt Punk
04. Montag=Scheisstag
05. Der Klügere Kippt Nach
06. Totale Vergiftung
07. Pfeffi Graf
08. Fahrschein
09. Tränen
10. Fressenbuch
11. Die Crew
12. Raus!