Plattenkritik

Kylesa - Spiral Shadow

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Release Date: 29.10.2010
Datum Review: 08.10.2010

Kylesa - Spiral Shadow

 

 

Mit Beziehungen ist es doch immer das gleiche. Am Anfang ist alles schön, die Schmetterlinge im Bauch geben keine Ruhe und man könnte ständig im Dreieck hüpfen, vor Freude, wenn man den neuen Partner sieht. Irgendwann schleicht sich dann Routine ein, man kennt sich eben in- und auch auswendig. Man kennt jede einzelne Eigenart, jedes Makel, aber auch jede gute Eigenschaft und es hängt einem zu den Ohren, zur Nase, zum Arsch- und zum Schwanzloch raus. Meist wird dann nach Weiterentwicklung gefragt und gesucht. Und wenn man dann eine zweite Frau mit nach Hause bringt und sagt, dass dies ein Teil der Weiterentwicklung sei, hängt der Haussegen erst so richtig schief. Manche Leute wissen eben nicht, was gut für sie ist und vor allen Dingen, was sie wollen. Und irgendwann, das ist ganz klar, wirst Du vor die Wahl gestellt: Du musst dich entscheiden.

„Spiral Shadow“ ist so etwas wie eine zweite Frau in einer Beziehung mit „Static Tensions“. Die Beziehung lief lange Zeit mehr als toll. Ihr habt euch vergnügt, viel gelacht, genau so viel geweint, Euch rumgewälzt, gefetzt, angebrüllt aber urplötzlich war die Luft raus. Und auf einmal steht „Spiral Shadow“ vor der Tür. Du wirst sie, das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, im Plattenregal direkt neben „Static Tensions“ stellen. Jedoch nicht dahinter, sondern direkt davor. Warum? Ganz klar, sie ist neu, nicht so ausgelutscht und ausgeleiert. Es knistert zwischen Euch, die Spannung ist allgegenwärtig. Sie bringt einfach neuen, frischen Wind mit und zeigt Dir Dinge von denen Du nicht einmal gewagt hättest zu träumen. Sie ist die Stoner-Schlampe, die dich und deinen Kopf fickt wann immer es ihr und nicht Dir beliebt („Distance Closing In“, „Drop Out“). Sie kommt zwar leiser und seltener als „Static Tensions“, wenn es dann aber so weit ist, übt sie sich in orgasmischer Extase und zeigt sich weit intensiver als alles was Du zuvor erlebt hast. Das alles geschieht natürlich heimlich. Du möchtest niemanden verletzen. Und immer wieder wirst Du auf „Static Tensions“ zurückgreifen, der alten Zeiten und der Geborgenheit wegen. Irgendetwas wird dir aber seit Deinem ersten Mal mit „Spiral Shadow“ fehlen, so dass Du dich immer öfters bei ihr melden wirst.

Es ist einfach die Atmosphäre und gleichzeitige Kälte, die von ihr ausgeht und dich anmacht. Du magst, nein, liebst dieses Ungewisse, diese Unberechenbarkeit („Cheating Synergy“, „Tired Climb“) an „Spiral Shadow“, gleichzeitig aber auch diese zugängliche Art, dieses süße Umwerben deiner Person, welches sie an den Tag legt („Spiral Shadow“ der Übersong schlechthin, mit einer Melodie zum Niederknien). Und irgendwann wird es Dir klar: Wenn Du es nur lange genug schaffst, geheim zu halten, dass du zweigleisig fährst, werden beide nie voneinander erfahren. Auch wenn das sicher ein risikoreiches Unterfangen wird. Die Belohnung: Du kannst kommen und gehen, wann Du willst, sie nehmen, wie Du willst und vor allen Dingen mit ihnen machen, was Du willst. Was wünscht sich der Musiknerd eigentlich mehr? Genau, im Grunde nichts.


Tracklist:

01. Back And Forth
02. Cheating Synergy
03. Crowded Road
04. Distance Closing In
05. Don´t Look Back
06. Drop Out
07. Dust
08. Forsaken
09. Spiral Shadow
10. Tired Climb
11. To Forget

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Alex G.

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