Entspannung, meditative Klänge, sanfte Soundstrukturen. Leise wummert der Bass im Hintergrund. Gitarren setzen ein. Ruhig, besonnen, klar. Jordan Dreyer erhebt seine Stimme. Unaufgeregt, halb singend, halb sprechend. Zwischen Spoken Words und Gesang. Nach und nach setzen die anderen Instrumente ein. Die Intensität steigt. Das Klangbild nimmt Konturen an. Dann geht die Sonne auf. Jordan Dreyer schreit sich den Frust von der Seele. Eine Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung, Hingabe und Aufgabe, Allem und Nichts. Dann wird es wieder ruhig.
LA DISPUTE sind zurück. Vier Jahre nach „Rooms Of The House“, unzähligen Gerüchten und ungeduldig wartenden Fans veröffentlicht die US-Amerikanische Post-Hardcore Band ihr viertes Album „Panorama“. Willkommen auf der Reise von Jorday Dreyer und seiner Lebensgefährtin. Einer Reise zwischen Grand Rapids, Michigan und Lowell. Einer Reise von Tod zu Tod zu Tod zu …
Geschichtenerzähler Jordan Dreyer schlägt das nächste Kapitel auf. Ungeschönt, intensiv und spannend erzählt der US-Amerikaner von Todesfällen, Morden und Unfällen. Anders als bei den fiktiven, in sich geschlossenen Geschichten auf den Alben zuvor, führt diesmal ein deutlich erkennbarer, roter Faden durch das vierte Kapitel. Ein roter Faden der eine Spur der Verwüstung zwischen Grand Rapids und Lowell hinterlässt,…
Auch musikalisch. (Beinahe) alle Lieder gehen fließend ineinander über. Keine Pausen, keine klaren Übergänge, ein einziger Fluss. Keine Aneinanderreihung einzelner Lieder - ein zusammenhängendes, in sich stimmiges Album mit klarer Reihenfolge und klarem Konzept.
Frontmann Jordan Dreyer wechselt dabei fließend zwischen Spoken Word, Screams, aber auch Gesangsmelodien. Dabei bekommen Spoken Words (im Vergleich zu den drei Vorgängeralben) erstmals mehr Raum. Jordan Dreyer wird (mehr und mehr) zum Geschichtenerzähler. Weniger „Auf-Die-Fresse“-Hardcore, mehr Lesung. Mehr ruhige Passagen, mehr Jazz, mehr Slowcore und dennoch mehr Intensität.
Denn ausgerechnet diese Passagen auf „Panorama“ ziehen einen mit jeder Sekunde mehr in ihren Bann, verschlucken den Zuhörer, um diesen nach 10 Liedern schweißgebadet wieder auszuspucken. Zwischen Aufbau und Abbau, Aufbruch und Zusammenbruch, Aufriss und Abriss. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
LA DISPUTE spielen auf „Panorama“ mit den Extremen. Ruhig und reduziert dann wieder laut und maßlos. Im Gesamten jedoch ruhiger. Gepaart mit einer fast unerträglichen Wirkungsstärke. „Panorama“ fordert, nimmt den Zuhörer emotional mit, gibt aber (mindestens) genau so viel zurück.
Mit „Panorama“ haben LA DISPUTE ein Album geschaffen, auf das man sich einlassen, sich emotional hingeben muss – wer jedoch genau das tut, bekommt alles zurück gezahlt. Live könnte „Panorama“ nach „Rooms Of The House“ jedoch zu Problemen führen. (Noch) weniger Pogo, (noch) weniger Stagediver, (noch) weniger Mitschrei-Parts, (noch) weniger Hardcore?! Im Juni / Juli wissen wir mehr.