Ein fliederfarbenes, jungfraeuliches Posthardcorepuzzle ohne Altersbeschraenkung: Während "Fake History" noch auf hoher See stattfand, läuft "If I'm The Devil..." zu Krabbencocktail und Sonnenflimmern im Hafen ein. LETLIVE. wagen den Schritt vom Soulpunk zum Soulpomp und klingen dabei so selbstsicher wie nie zuvor.
"If I'm the devil, you're the reason...". Stellt man sich Frontmann Jason Aalon Butler zu diesen Zeilen vor, scheinen Platzwunden und unangekuendigte Saltos in die Menge nicht weit. Pustekuchen. Auf dem vierten Album der Kalifornier drehen sich die Haare oftmals bloss in Zeitlupe, Chaos und Dynamit sind einen weicherem Groove und klanglicher Ordnung gewichen. Im Falle von LETLIVE. heisst das immer noch unangeleint, jedoch ist das hymnische "I’ve Learned To Love Myself" keine 30 SECONDS TO MARS-artige Vorbereitung auf den Armageddon, sondern bloss eines von zahlreichen zurücksteckenden Kopfnickerversprechen. Keinesfalls dazu gehören das wachrüttelnde "Nü Romantics" oder der bereits zuvor ins Rennen geschickte "Another Offensive Song". Hier finden LETLIVE. weiterhin zwischen EVERY TIME I DIE und EMERY statt und seilen sich nicht wimmernd und viel zu berechenbar zu THE USED hinab, wie etwa "Who You Are Not". Auch den schluchzenden "Stay with me..."-Hookline-Wettbewerb verliert "Foreign Cab Rides" gegen die Nachbarn von THRICE. Die bislang so nervösen und unkontrollierbaren LETLIVE. touren in Kürze mit PIERCE THE VEIL, und genau in deren Vorprogramm fühlen sich viele der Momente auf "If I'm The Devil..." wohl. Geglättet, strukturiert und manchmal aber selten sogar fast banal.
Selbst ein MICHAEL JACKSON-zitierender Überhit wie "Reluctantly Dead" hilft dem Album in der Summe nur kurzweilig aus der Hocke. Butler und Co erschließen mit dem Nachfolger zum wahnsinnigen "The Blackest Beautiful" vielleicht neue Märkte und Zielgruppen - und das am Ende sogar nach natürlicher Transformation. Dass das nicht die Absicht von "If I'm The Devil..." sein kann und will, gilt es nach eigenem Ermessen herauszufinden. Die Stuecke bewegen sich auf hohem spielerischen Niveau, sind intensiv, deutlich und dem Pop nicht abgeneigt. Unberechenbare bis klirrende Momente aber, die der Band aus Los Angeles gerade live die Siedepunktkrone aufsetzen aber enthaelt kaum eines der elf LETLIVE.-2.0-Puzzleteile.