LIMBONIC ART zählen seit Mitte der Neunziger zu den Vorreitern symphonisch angehauchten Black Metals aus Norwegen, wobei man allerdings nie in den durchproduzierten Bombast der Kollegen von DIMMU BORGIR abdriftete und damit immer etwas näher an der Ursprünglichkeit des Black Metal blieb. Wobei man im Falle von LIMBONIC ART eigentlich den Singular benutzen muss, besteht die Band seit der Trennung von Morfeus 2010 doch effektiv nur aus Mastermind Vidar "Daemon" Jensen. Dieser veröffentlicht nun, ganze sieben Jahre nach "Phantasmagoria", sein zweites Album als einziges Mitglied von LIMBONIC ART.
Dieses hört auf den Titel "Spectre Abysm" und der Promotext verspricht dem Hörer, bedingt durch die deutlich abgespeckte Nutzung von Keyboards und symphonischen Parts, ein im Vergleich zu den Vorgängern wesentlich roheres Black Metal Album. Nach dem ersten Hördurchgang kann man diese Aussage problemlos so stehen lassen. Macht auch Sinn, schließlich war Morfeus der Vordenker in diesen Bereichen. Ohne dessen Einfluss hat Daemon ein Album fabriziert, das merklich ruppiger und harscher daher kommt als die Frühwerke, die symphonischen Aspekte des Sounds jedoch nicht verleugnet. Auch wenn die Nutzung von großflächig angelegten Keyboards tatsächlich stark zurückgefahren wurde, so gibt es zwischen nordischer Raserei und wüsten Blast-Attacken trotzdem immer noch jede Menge epische Melodiebögen und getragenen Bombast, diesmal allerdings vermehrt mit der Klampfe umgesetzt.
Fans der früheren Alben, die an LIMBONIC ART besonders die Keyboard-Teppiche von Morfeus geschätzt haben, könnte hier natürlich etwas fehlen. Ganz persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass die abgespeckte Intrumentierung dem Sound recht gut tut, grade weil man eben nicht die Produktion einer Band wie DIMMU BORGIR im Rücken hat und der übermäßige Gebrauch von symphonischen Passagen und Keyboards so in der Vergangenheit oftmals hart an der Grenze zum Kitsch vorbeischrammte. Auf "Spectre Abysm" zeigt Daemon jedenfalls ein ums andere Mal, dass man auch mit einfachen Mitteln zum Ziel kommt. Trotz vereinzelter Längen, was besonders zu sehr ausgedehnte Blast-Passagen wie beim Opener "Demonic Resurrection" oder das relativ schlichte "Etherial Traveler" betrifft, geizt die Scheibe nicht mit epischen Momenten und geilen Melodien; man höre sich nur mal "Omega Doom" oder "Through The Vast Profundity Obscure" an.
Kleinere Abzüge gibt es also und "Spectre Abysm" ist sicherlich kein absoluter Klassiker, außerdem könnten Altfans Probleme mit der aktuellen Ausrichtung von LIMBONIC ART haben, objektiv gesehen überwiegen die positiven Aspekte aber deutlich. Darüber hinaus muss man Vidar "Daemon" Jensen einfach Respekt dafür zollen, dass er dieses Album im Alleingang auf die Beine gestellt hat.