"Ein bisschen Heimat wird's schon richten" denken sich LIVING WITH LIONS und heben ihre Band mit aller Kraft aus der Versenkung. Dabei sind es wie so oft mehr Umstaende ab Absichten, die die Geburt von "Island" zu einer nervenaufreibendene Strapaze machten.
Poppunk vs einen geregelten, erwachsenen Alltag. Dazu gesellen sich im Hause der Band aus Vancouver Krankheiten, persoenliche Logistik und der fiese nordamerikanische Joballtag. Nach ueber zwei Jahren allerdings erblickt der Nachfolger zum 2011er "Holy Shit" doch noch das Tageslicht. Auf dem Album praesentieren sich die Kanadier energisch wie immer: "Second Narrows" oder "Hastings Sunrise" sind elegante, aber dynamische Querverweise an THE MOVIELIFE und SUCH GOLD, dabei gepraegt von erheblicher Catchiness und trickreicher arrangiert als viele Grosskaliber dieser Tage. Die Gitarren auf "Island" arbeiten erstklassig brettig und Hand in Hand, Frontmann Chase Brennemann laesst mit seinen formbaren und druckvollen Vocals keinerlei Spielraum um ex-Vocalist und jetzt COMEBACK KID-Gitarrist Stu Ross nachzutrauern.
Der locker aus der Huefte ansteigende Opener "All The Same" und vor allem die Vorabsingle "Tidal Wave" spielen in der Oberliga aktueller Poppunk-Arragements: Hakenschlagende Drums, Lastwagen-grosse Harmoniewaende, und eine stetige Faust in die Magenkuhle helfen dabei, SET YOUR GOALS weniger zu vermissen und hieven das beinahe totgegaukelte Genre des ueberzuckerten Hardcore wieder auf ein anspruchvolles Niveau. Dabei laesst sich nicht eindeutig erlaeutern, was das melancholische, Brennemann's Onkel gewidmeten "Dusty Records" oder der wavig-straighte Rocksong "The Remedy" anders oder besser machen als etwa SEAWAY oder BOSTON MANOR. Fest steht, dass LIVING WITH LIONS auf Albumlaenge selbstbewusst und anspruchsvoll an Instrumente, Lyrics und Attituede herantreten und Zweifel und Stagnation mit ihren Songs in die Fluten reissen. Die einzige Ausnahme auf "Islands" bildet das eigentlich bereits fuer die Vorgaenger-EP “Some Of My Friends Appear Dead To Me” neu aufgenommene "Plastic Flowers", dessen Chorus schlicht zu zaeh und ausgewaschen daher kommt - aber eine kurze Verschnaufpause zum Schweiss abwischen oder Biernachschub holen ist im Falle von LIVING WITH LIONS eher willkommen und menschlich.