„Alles neu macht der Mai“, heißt es in einer alten Volksweise von Hermann Adam von Kamp. LOVE A behaupten auf ihrem neuen Album (das Mitte Mai erscheint) Gegenteiliges.
„Nichts Ist Neu“.
8 Jahre, 4 Alben, 4 EPs. LOVE A gehören mittlerweile zu den alten Hasen im Geschäft. "Neu erfunden" haben sich Jörkk und Co. in all den Jahren trotzdem nicht. Und dennoch hört sich keines der Alben gleich an. Auch nicht Album Nummer Vier.
Denn „Nichts Ist Neu“ ist die konsequente Weiterentwicklung zu „Jagd Und Hund“. Keine Kopie, keine Neuerfindung. Es wird da angesetzt, wo man bei "Jagd & Hund" aufgehört hat,... Während die Gitarren auf LOVE A‘s Erstlingswerk „Eigentlich“ noch relativ roh, punkig und ungeschliffen daher kamen, ist auf „Nichts Ist Neu“ alles nebliger und verwaschener.
Das Album ist atmosphärischer, erwachsener, stimmungsvoller und instrumental weniger kantig als die Veröffentlichungen zuvor, auch wenn die Veränderungen von Album zu Album eher schleichend und weniger sprunghaft sind. Einzig und alleine Jörkks rotzig, rohe Stimme bricht (wie eh und je) aus den Indie-Gitarren heraus. Indie-Post-Punk-Irgendwas-Gedöhns. LOVE A(cademy).
"Sie sagten, dass er Grieche sei, man könne so was sehen.
Und höchstwahrscheinlich Taucher, denn es roch nach Neopren.
Vielleicht trinkt er auch nach Ladenschluss, malt heimlich Wände an.
Dass er Drogen nahm, das wussten sie, zumindest nahmen sie es an.
Und alle wissen ganz genau, was in seinem Hirn geschieht.
Und dass er nur wegen Geld aus seiner Heimat flieht."
Jörkk schafft es mit nur wenigen Worten unfassbar scharfe, detailreiche Bilder zu erzeugen und auch ohne Parolen und einfache Phrasen klare Aussagen zu formulieren. Gegen "die Anderen", aber auch gegen die eigene Szene. Man stellt fest und zeigt auf, jedoch ohne gehobenen Zeigefinger.
"Tätowierter Vollbartmann, Tunnelohr-Veganer-Kram, offene Bezieheung aber Kinderwunsch und Bausparzwang[...]
Drogen-Girl mit Ex-Freund-Hass, Tinder, Sex und Bindungsangst - alles kann gemeinsam existieren.
All die Dummheit macht mich krank, sagt der Sonderling und lacht. Weil er weiß, dass all das Falsche sein Richtig wichtig macht. Ganz alleine meistens breit, niemals kompromissbereit, ist er alles was uns bleibt.
2011, 2013, 2015, 2017. Rookie Records, Rookie Records, Rookie Records, Rookie Records.
LOVE A bleiben ihrem Label, aber vor allem auch Veröffentlichungsrhythmus treu und das obwohl Jörkk in der Zwischenzeit Stefan, Dominik und Karl gegen seinen Anwalt getauscht und mit SCHRENG SCHRENG & LA LA ein weiteres Album veröffentlicht hat. Das System fickt man eben manchmal auch, in dem man stramm im Rhytmus mit läuft.
Und dem geneigten LOVE A-Ultra dürfte noch mehr Bekannt vorkommen: Mit „Nachbarn II“ liefert man die Fortsetzung zum Track „Nachbarn“, der auf dem ersten Album „Eigentlich“ erscheinen war.
Außerdem verwertet man (wie bereits auf „Irgendwie“) mit „Kanten” und „Weder noch” Songs, die bereits über eine limitierte 7“ veröffentlicht wurden, wieder und presst diese zusätzlich auf das darauf folgende Album.
Zum Ende gibt es (wie bereits auf „Jagd und Hund“) mit „Verlieren“ wieder einen klassischen „Rausschmeißer“-Song, wenn auch etwas weniger Choral, dafür textlich ähnlich „platt“ wie „Brennt Alles Nieder (fickt das System)“.
„Am Ende des Tages sind wir alle gefickt, denn was wir wollen bekommen wir nicht.“
„Nichts Ist (eben so ganz) Neu“.
Das Album kommt via Rookie Records/Indigo als Band-Only LP+Bonus 7" (exklusiv via finestvinyl - mit 2 Coverversionen: PASCOW - Too doof to fuck (Überhit!!!) und JUSTIN BIEBER - Love yourself), limitierte weisse LP, normale LP und Digipak CD (ganz ohne Plastik).