Plattenkritik

La Dispute - Rooms Of The House

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 21.03.2014
Datum Review: 27.03.2014

La Dispute - Rooms Of The House

 

 

Für ihr drittes Album begeben sich Jordan Dreyer und Co. in die Fänge des Tauschgeschäftes. Der Großstadtmolloch wird zur ländlichen, dafür intimeren Einöde - das "Hard-" vorm "Core" rückt brav ein Stück fürs "Post-" zur Seite. Die Floskel mit der Treue kriegt auf "Rooms Of The House" trotz allem seinen Ehrenplatz.

Man kann es "griffig" schimpfen, man kann es auch beim "Weiterziehen" belassen. LA DISPUTE versuchen mit eigenem Label und k(l)einem musikalischen Ausfallschritt, den Nachfolger zu einem Album zu etablieren, welches sogar sie selbst aus den eben erst installierten Angeln hob. In positivem Sinne, wie sich allerdings auch bei den elf neuen Songs keinesfalls beim ersten Hördurchlauf feststellen lässt. Meint "Hudsonville MI 1956" alle Nervosität als unmittelbar zuzuordnendes Intro vertuschen zu können? Der Fünfer aus Grand Rapids versucht es zumindest nicht spürbar. "I felt ashamed, that I stayed in my head in the same place for so long, 'cause I was afraid to change, but that's not an excuse to stay" keift es später abseits jeglichen Bezugs aus dem tragischen "Extraordinary Dinner Party".
Weiterhin überträgt Dreyer seine beobachtenden, anklagenden Lyrics größtenteils in Erzählform und springt von Leid und Verzweiflung hinüber zu Trauer und Hoffnung. Nach dem tragenden Opener mischt sich "First Reactions After Falling Through Rge Ice" ungestümer in die Songfolge, bereits mit "Woman (In Mirror) tun sich für LA DISPUTE hörbar neue Welten auf. Auffällig viel Groove, die Gitarren eher schüchtern verspielt als direkt und unmittelbar, außerdem beinahe melodiegestützter Gesang - auch ohne den Gegenspieler "Woman (Reading)" später dem Songgerüst hinzuzufügen, lassen LA DISPUTE aufhorchen. Ein bekannt detailliertes, dramatisches und markantes Netz spinnt sich durch "35", überhaupt lauern auch "Rooms Of The House" textliche Emotionen, die oft ihresgleichen suchen. "Objects In Space", welches die bewegende Berg- und Talfahrt eher in Wohnzimmeratmosphäre ausklingen lässt, türmt Genauigkeiten und zittert ungewiss, während Dreyer als narrativer Charakter Gegenstände und Situationen auszählt.

Ihren tiefen Stich aus Hardcore, Postrock und versunkenen Lyrics, der bis weit unter die Oberfläche reicht und den Hörer zwischen Fragezeichen, Wut und Mitleid hin- und herschleudert, haben sich LA DISPUTE bewahrt. In dem von Adam Vass, Brad Vander Lugt, Kevin Whittemore sowie Chad Morgan-Sterenberg und eben dem gewichtigen Dreyer bewohnten Domizil ist zudem offenbar mehr Platz, als es dem Quintett bisher selbst bewusst gewesen ist.

Trackliste:

1) Hudsonville, MI 1956
2) First Reactions After Falling Through the Ice
3) Woman (In Mirror)
4) Scenes from Highways 1981-2009
5) For Mayor in Splitsville
6) 35
7) Stay Happy There
8) The Child We Lost 1963
9) Woman (Reading)
10) Extraordinary Dinner Party
11) Objects in Space

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.