Alles wieder auf null, das dachten sich wohl die Süddeutschen von LASTING TRACES.
Dominierte auf den bisherigen Veröffentlichungen klar der Hardcore Punk, sieht dies auf Album Nummer zwei vollkommen anders aus. Zwei Jahre war es ruhig um die Band, nun präsentiert man ein nahezu generalüberholtes Klangbild. Wurde LASTING TRACES bislang latenter Kopierdrang vorgeworfen (Kollege Marcel ist darauf in seiner Besprechung zur „Elements“-EP, auf der der heutige Stil schon angedeutet wurde, ausführlich eingegangen), so ist dieser Vorwurf bei „You & Me“ aus dem Weg geräumt. LASTING TRACES haben ganz klar ihren Platz zwischen den Stühlen gefunden.
Auf diesem Verleugnen sie keinesfalls ihre Wurzel, Hardcore-Rhythmen und emotionalen Schreigesang finden sich auf allen zehn Liedern, auch wenn über die volle Länge der Klargesang dominiert. Vielmehr sind es die Aufbauten der Songs, die oft hymnischen Refrains und die genutzten, großen Melodielinien, die LASTING TRACES zu einer Ausnahme- und Alleinstellung verhelfen. Trotz heftigen Melodieanteils rutschen die fünf Herren nie in die Belanglosigkeit (ließ Pop-Punk) ab. Ein Baukastenprinzip wie bei A DAY TO REMEMBER findet man hier zum Glück nicht. Der Wechsel zwischen Schrei- und Klargesang erscheint immer logisch und natürlich, die verwendeten Lead-Melodien sind griffig und lechzen fast nach mehr; der großen Bühne, einer nicht überschaubaren Menge, die „Lone Wolf“ oder „Memento“ mitsingt.
Die Strukturen der Lieder sind dabei äußerst überschaubar gehalten, über übliches Strophe-Refrain-Strophe-Bridge-Refrain-Prinzip kommt kaum ein Track hinaus – Müssen die Lieder jedoch auch nicht, sind sie so äußerst gefällig und eingängig geraten (ein gutes Beispiel dafür ist sicherlich „Castles In The Sky“). Zur Gesamtzugänglichkeit trägt außerdem der polierte Sound der Platte bei. Die Gitarren kommen ohne ein Körnchen Staub daher, das Schlagzeug klingt zwar wuchtig, aber nie zu „hart“.
Am Ende bleibt so ein Album, welches viele Fans der Breisgauer vielleicht verschrecken mag. Für den abendlichen Moshpit ist hier kaum noch etwas dabei. LASTING TRACES überrumpeln den Hörer mit ihrem neuen, "erwachsenen" Stil, schaffen es trotz zig Elementen, die in einem anderen Kontext als Negativ-Punkte ausgelegt werden könnten, die Waage zwischen Zugänglichkeit und Wiederhörwert zu halten. Man darf der Band nur wünschen, dass dies auch in Zukunft der Fall ist.
Auf dem Weg von Basement-Show in Richtung große Festival-Bühne sind LASTING TRACES mit „You & Me“ jedenfalls ein großes Stück weiter gekommen.