Plattenkritik

Let Me In - The Bag

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Release Date: 19.05.2011
Datum Review: 26.01.2012

Let Me In - The Bag

 

 

„Reicht man nur den kleinen Finger, ...“ Bis hinunter nach Italien dürfte die inhaltliche Bedeutung dieser Worte bekannt sein. Diese vier Norditaliener mit stolzen DIY-Wurzeln haben im Sinn dieser Redewendung jedoch etwas grundlegend falsch verstanden: In ihrem Falle reicht man den kleinen Finger und sie schenken gleich die ganze Hand. In Albumlänge. Und mit Surfshortgarantie.


„The Bag“ ist randvoll gefüllt: Vierzehn selbstproduzierte Tracks zwischen Poppunk und Arenarock mit klarer, akzentverzierter Stimme luken aus dem Beutel hervor, den Nicola, Temma, Ste und Teo hier aus dem Studio in die Welt hinaus zerren. „B.L.S. Basic Life Support“ oder das selbsterklärende „3 Chords Theory“ zwinkern munteren YELLOWCARD oder den Kollegen von VANILLA SKY zu, retten sich aber mit Umschwüngen wie „Just Beyond Reach (How I Learned To Love The Bomb)“ oder dem sonnigen „The Parasite“ rechtzeitig vor der untergehenden Rotation. LET ME IN legen die Karten offen auf den Tisch und machen keine Hehl aus den (kalifornischen) „Mitschuldigen“ ihres großzügig produzierten Debüts: „Swallowtail Butterfly“ quetscht sich zwischen Indierock, junge ATARIS und Gegenwartsklängen á la MUSE, „Bullethead“ räumt mit klassischen 4/4-Absichten auf und mit dem Titeltrack findet sich ein gründlich platzierter und ansteckender Ruhepol inmitten von „The Bag“ wieder. Stolz bieten die vier Trend-Desinteressierten das Endprodukt zum freien Download an, was sich als „Verkaufstaktik“ heutzutage leider als Geniestreich erweisen dürfte und die Summe der Sympathiepunkte in die Höhe schraubt.

Die junge Band aus Brescia hat neben ihrem Erstwerk offenbar genügend Hummeln im Arsch um die Kreditkarten auf neuen Disporekord zu trimmen und auch das restliche Europa mit ausgereiften Rocksongs („The Greatest Song Ever“) und ungenierten Tanzaufforderungen („My Hope For The Summer“) zu versuchen. Wenn die Angelegenheit mit dem kleinen Finger und der Hand dann bei einem Kaltgetränk in einem verschwitzten Juze geklärt wird, könnte Frontmann Nicola vielleicht auch gleich die schmalzig anmutenden Muttersprachenvocals des Rausschmeißers „Amare Serate Amare“ offenbaren. Nicht, dass da noch schwiegermütterliche Überraschungen innerhalb von „The Bag“ lauern.

Das komplette Album kann hier gratis heruntergeladen werden.

Trackliste:

01. B.L.S. Basic Life Support
02. Promised Land
03. 3 Chords Theory
04. Just Beyond Reach (How I Learned To Love The Bomb)
05. Old House (The Things That Are No More)
06. The Parasite
07. Swallowtail Butterfly
08. Phantoms
09. My Hope For The Summer
10. The Bag
11. 66cl Frustration Can
12. Bullethead
13. The Greatest Song Ever
14. Amare Serate Amare

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.