Was wäre wenn Weezer vor ihrem Debüt eine räudige Garagenplatte mit Steve Albini aufgenommen hätten. Was wäre, wenn es in ihren Texten um prügelnde japanische Zeichentrickfiguren, Sex mit der Queen, die Heimeligkeit urbaner Vororte, Faulheit und das Trösten von traurigen Müttern ginge. Alles nur Hypothesen und doch haben Let’s Wrestle letztendlich genau dieses Album aufgenommen und noch etwas mehr.
Das Trio aus London spielt ungestümen und lockeren Indie-Rock den man so von der Insel nicht erwartet hätte. Viel mehr fühlt man sich an die lässig von den Saiten dröppelnden Melodien des Slackerrocks der Neunziger erinnert. Die nicht vorhandene Produktion von Steve Albini tut ihr übriges, so dass man sich direkt in den unaufgeräumten Proberaum der Band, in irgendeinem schlecht isolierten Keller, versetzt fühlt.
Mit „In The Suburbs“ entwerfen Let’s Wrestle sogar eine Art Gegenentwurf zu dem ähnlich betiteltem Song von Arcade Fire. Während letztere ihrer nostalgischen Verklärtheit durchaus bewusst sind und eher eine düstere Stimmung zu erzeugen wissen, lassen die Londoner mehr die guten Seiten aufleben. „In the suburbs things ain’t change for years and years and all I ever worry is when school ends, then that’s when I have to move from here in - the suburbs everything will be alright.”
Auch ansonsten stellen sie lobend den Müßiggang, sinnloses Zocken oder das entspannte rumhängen mit Freunden in den Vordergrund. Genauso entspannt wie ihre Einstellung scheinen sie auch ihre musikalischen Ambitionen zu sehen. Bloß nicht zuviel Aufwand und nur das Spielen auf was man gerade Laune hat, wodurch die Songs trotz relativ viel Drang nach vorne immer eine enorme Leichtigkeit inne haben.
Etwas andere Seiten werden dann bei „For My Mother“ aufgezogen. Ruhigere Töne dominieren den schon fast countryesken Song mit so wahren Songzeilen über entfernte Verwandte - „phone calls from the familiy I don’t know them but they know me but I have to pick up the phone […] it’s hard to care about a stranger“.
Nach so vielen Gefühlen gibt es dann eine hingerotztes Gitarren- und Basssolo inklusive Fadeout bei „I’m So Lazy” vor die Füße geworfen, um das Album mit den letzten fünf Songs, ohne nennenswerte Qualitätsverluste, noch mühelos nachhause zu schaukeln.
Tracklist:
1. In Dreams Part II
2. If I Keep On Loving You
3. In The Suburbs
4. Bad Mammaries
5. Dear John
6. For My Mother
7. I’m So Lazy
8. There’s A Rockstar In My Room
9. I Forgot
10. I Am Useful
11. I Will Not Give In
12. Getting Rest