Ryan Shelkett ist für mich einer ungekrönten Halbgötter der Emo/Indie Szene und sorgte im Jahre 1998 mit der ersten Cross My Heart Ep für den Beginn einer Zeitrechnung in meinem Leben. Nach einem Album, zwei Eps und der Split 7´´ mit The Exploder löste sich die Band jedoch viel zu früh auf und Shelkett war schnell mit der neuen Band The Dead Red Sea am Start, die ebenfalls auf Deep Elm veröffentlichte. Leider floppte seine neue Band ziemlich und Birds klang mehr wie eine zusammengewürfelte Ansammlung von Songs, die nur veröffentlicht wurden um aus dem Deep Elm Vertrag raus zu kommen. Doch das sind alles nur Mutmaßungen. Dead Red Sea brachten dann auch nur das besagte Album und eine 7´´ raus bevor man auch hier beschloss ein Ende zu setzen. Station Nummer drei: Liars Academy! Die neue Band um den Ex-Cross My Heart Sänger fiel mit der Tür ins Haus, und veröffentlichte ihren Erstling No News Is Good News ohne große Ankündigungen und ohne dass man es wirklich mitbekam auf Equal Vision. Liars Academy klangen unerwartet frisch und vor alles positiv, und schraubten die vorherrschende Melancholie der Vorgängerbands drastisch zurück, um locker und unbesorgte, nahezu poppige, Nummern zu schreiben, die durch höchsten Ohrwurmcharakter bestachen. Derzeit ist mein Leben okay und es umgibt mich nicht mehr so viel Leid wie noch vor ein paar Jahren ließ der Frontmann damals wortgemäß verlauten, als man ihn nach einer Erklärung für die musikalische Veränderung fragte.
Wenn man diese Parallele zwischen Sound und Gemütszustand auf das zweite Album der Liars Academy übertragen darf, dann geht es wieder etwas bergab mit den Launen des Herrn Shelkett. Denn die neuen Songs sind wieder etwas trauriger und dramatischer, aber es finden sich immer noch genügend Songs, die vor Hoffnung und Motivation strotzen und problemlos auch auf dem ersten Album hätten zu finden sein können. Auffällig ist die neu erworbene Wandlungsfähigkeit der Songs, denn nicht nur der Zusatz von dezenten Elektrikelementen, Hintergrundgesängen, vereinzelten und etwas irritierenden Geschrei, trägt dazu bei, dass Demons unglaublich abwechslungsreich ausgefallen ist. Auch bisher ungewohnte und abstrakte Songstrukturen lassen den Hörer aufschrecken. The Accountant und Demon sind Songs, die man in dieser Form nicht erwartet hätte, aber wissen nach mehrmaligen Hören ebenfalls zu gefallen und fügen sich schön ins Gesamtbild der Platte ein. Zur Höchstleistung läuft man jedoch auf wenn man versucht den typischen Sound konsequent weiter zu führen und zu verfeinern: People Are Games ist gewagt poppig und catchy, während Come On Danger an Dramatik und schlichter Schönheit nur schwer zu überteffen ist. Das akustische Breathing in der Mitte des Albums sorgt nicht nur für etwas Auflockerung zum richtigen Zeitpunkt, sondern zeigt eindrucksvoll, dass hier ein wirklicher Ausnahmesongwriter am Werk ist.
Auch wenn Demons nicht das ist was man von ihm erwartet, haben es Liars Academy geschafft ein wundervolles Zweitwerk aufzunehmen, und die Erwartungen vollends erfüllt. Man zeigt sich zudem wesentlich abwechslungsreicher und spielfreudiger, aber verliert nicht unterwegs die typischen musikalischen Charakteristiken, für die man die Band so lieb gewonnnen hat. Demons ist ein Zwischending aus Altbewährtem und Experimentellen. Ich stehe nach wie vor zu meinen Worten: Der Mann kann in die Hand nehmen was er will Ich liebe es!