Plattenkritik

Limp Bizkit - Gold Cobra

Redaktions-Rating

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Release Date: 24.06.2011
Datum Review: 24.06.2011

Limp Bizkit - Gold Cobra

 

 

Fred Durst und Wes Borland sind eines dieser Songwriter-Duos die nur in einer ganz bestimmten Mischung so richtig zu funktionieren scheinen. Die ersten 3 Alben von LIMP BIZKIT sind nicht umsonst Referenzmaterial was die viel gehasste Musikrichtung "Nu-Metal" angeht. Spätestens nach dem Ausstieg von Wes Borland war für mich dann allerdings auch die Luft raus. Fred Durst schaffte es, sich überall und bei jedem unbeliebt zu machen und das Album RESULST MAY VARY mit Ersatz-Gitarrist Mike Smith war zwar durch die Hit-Single "Behind Blue Eyes" ein kommerzieller Erfolg, musikalisch aber eher eine Insolvenzerklärung.

Irgendwie rauften sich Durst und Borland dann aber doch wieder zusammen und brachten mit der EP THE UNQUESTIONABLE TRUTH (PART 1) das wohl progressivste und musikalisch beeindruckenste Werk von LIMP BIZKIT heraus. Ich hatte wieder Hoffnung. Leider folgte nur ein neuer Streit, Leaks von unterirdischen Demosongs auf Myspace, Sextapes von Fred Durst und allgemein ein Personenkult, der eher wenig mit der Musik zutun hatte. 7 Jahre nach dem letzten offiziellen Release kommt nun mit GOLD COBRA der neue Silberling in die Anlage und es ist beinahe unverschämt wie gut dieses Album ist.

Schon beim "Introba", bestehend aus einem düsteren Beat, Krawall und einem weinerlichen gesungenen "I can't make it stop, no matter how hard I try" fühlt man sich angenehm an die THREE DOLLAR BILL, YALL$ erinnert, nur um dann über einen LIL JON-Beat und ein Gitarren-Riff zum fingerlecken mit "Bring It Back" angenehm in SIGNIFICANT OTHER zu landen. Spätestens beim Titel-Track ist eines auf jeden Fall klar: LIMP BIZKIT sind zurück. Die Texte von Fred Durst sind angenehm nostalgisch bescheuert, die Riffs unglaublich und die gesampleten Beats passen sich dem Drumming perfekt an. Es gibt mit "Get A Life" und "Walking Away" sogar Songs, bei denen Fred Durst endlich wieder richtig aggressive Shouts einsetzt. Wie sehr ich das vermisst habe.

Apropos "Get A Life", ich weiß nicht was mit Wes Borland passiert ist, aber er ist auf Album-Länge wirklich ein absoluter Gitarren-Gott. Die Spielereien die ich auf dem ersten Album so geliebt habe und die bis zur CHOCOLATE STARFISCH bereits wieder größtenteils verschwunden waren, sind hier bis auf Stufe 11 aufgedreht! Die Songs sind so gut, dass selbst Fred Durst es nicht schafft sie mit bescheuerten Texten zu zerstören. Bestes Beispiel dafür ist "Douche Bag". Gelesen ist der Chorus "Douche Bag! Imma fuck you up! Fuck you, Fuck you, Fuck you up!" fast schon peinlich. Durch das unglaublich fette Instrumental erwischt man sich aber selber wie man durch den supermarkt "bounced" und diesen Quatsch vor sich hin singt.

Natürlich hat das Album auch seine ruhigen Momente. Mit "Walking Away" und "Loser" sind zwei angenehm kantige Balladen dabei, die von ihrer Machart eben mehr an Klassiker wie "It'll be Ok", "Boiler" oder "No Sex" erinnern. Gerade "Walking Away" überrascht mit einem langen emotionalen 3$-Shout-Part der eine wahre Freude ist. Trotzdem sind auch die Balladen eher beschränkt Charttauglich und zeigen, dass LIMP BIZKIT nicht vorhaben ihre Cover-Hitsingle zu wiederholen.

Erwähnen sollte ich auch noch den Song "Autotunage", bei dem versucht wird eine Satire auf den Autotuning-Wahn zu erschaffen, indem man einen Autotune-Metalsong aufnimmt. So fällt der Song zwar in die selbst aufgestellte Falle, macht seine Sache aber ungewohnlich gut. Wirklich auffällig ist das Autoning nicht, da es eher wie der "Megaphon-Effekt" klingt, den man schon von anderen Nu-Metal-Alben kennt. Stattdessen treibt einem das sonstige instrumentale Arrangement die Freuden-Tränen in die Augen. Hinzu kommt noch ein schöner hymnischer Chorus, der den Song als astreine Single-Auskopplung entlarvt.

Ich hätte niemals gedacht, dass LIMP BIZKIT in diesem Ausmaß zurückkehren würden. GOLD COBRA ist so Oldschool wie es nur geht und erinnert daran, warum Nu-Metal anfangs auch gerne mal Rapmetal genannt wurde. Alle Bandmitglieder agieren auf der Spitze ihres Könnens und obwohl die Songs extrem nach den späten 90ern klingen, sind sie an keiner Stelle ein Neuaufguss alter Hits sondern angenehm frisch. Es ist das perfekte LIMP BIZKIT Album, zeigt alle Stärken und keine der Schwächen und erinnert einen daran, warum Nu-Metal mal so ein riesen Ding war. Wer jemals etwas mit dieser Band oder Nu-Metal anfangen konnte, der MUSS hier zuschlagen. Besser haben LIMP BIZKIT nie geklungen!

Ich für meinen Teil habe die rote NY-Kappe aus der Mottenkiste geholt, schwing mich jetzt auf's BMX-Rad und versuche noch eine Deluxe-Version abzugreifen. Denn selbst nach 50 Minuten Spielzeit habe ich noch nicht genug! Wenn mich meine Enkel in 60 Jahren Fragen sollten "Was ist denn dieser Nu-Metal?", dann landet diese Platte auf dem Neutronen-Beschleuniger.

Tracklist:
01. Introba
02. Bring It Back
03. Gold Cobra
04. Shark Attack
05. Get A Life
06. Shotgun
07. Douche Bag
08. Walking Away
09. Loser
10. Autotunage
11. 90.2.10
12. Why Try
13. Killer In You

14. Back Porch (Deluxe Version Bonus Track)
15. My Own Cobain (Deluxe Version Bonus Track)
16. Angels (Deluxe Version Bonus Track)
17. Middle Finger (Deluxe Version Bonus Track)

Autor

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Georg

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