Kritikerlieblinge plus non-vokaler Postrock gleich gähnende Langeweile für Joe Ottonormal, der die berühmten drei Minuten immer noch für das Nonplusultra hält? Mal ehrlich, die Zeiten sind doch lange vorbei. Doch wie schaffen es LONG DISTANCE CALLING und die Eidgenossen von LEECH mit ihrem ISIS- ENVY- EXPLOSIONSINTHESKY-Konvolut auf Split-Länge (33,52 Minuten) zu überzeugen? Das gewählte Genre stößt trotz gleichsam ambitionierter wie epischer Songlängen schließlich irgendwann an seine Grenzen.
LONG DISTANCE CALLING geben die unmissverständliche Antwort gleich zu Beginn dieser vier Stücke starken Kollektivarbeit mit 'Metulsky Curse Revisited'. Bill Clinton hätte in diesem Kontext wohl so etwas gesagt wie Its the songs, stupid. Und tatsächlich: Besagtes Stück zieht sämtliche Register spannenden Songaufbaus, mit majestätischer Gitarrenarbeit, gut versteckten elektronischen Spielerei und gemäßigter Effekgeräte-Pennetration, die die Band nicht zu Angebern macht. Der Nachfolgesong kann hier qualitativ nur verlieren, drängt mit an Stoner gemahnendem Riffing allerdings auch in eine etwas andere Richtung. LEECH indes erweitern das instrumentelle Spielfeld mit präsenteren Synthies bei ähnlichen Songstrukturen. Der Kreis dieser Split schließt sich, wenn die Schweizer am Ende noch mal komplett größenwahnsinnig werden und mit 'Inspiral' einen meditativen Dreizehnminüter ins Rennen schicken, der den Opener ihrer Kollegen an Brillanz beinahe übertrifft. Gewinner gibt es hier trotzdem nicht. Hier haben sich zwei Bands gesucht und gefunden, die musikalisch besser nicht zueinander passen könnten. Zum Abschluss noch einen für`s Musikjournalie-Phrasenschwein: Musik für ausgewählte Momente, dann allerdings verdammt intensiv.
Tracklist:
01: Metulsky Curse Revisited (LONG DISTANCE CALLING) 7:27
02: Black Bird Vs. Red Bug (LONG DISTANCE CALLING) 5:48
03: Intermission 0:51
04: Oktober (LEECH) 6:36
05: Inspiral (LEECH) 13:09