Plattenkritik

Lower Than Atlantis - Far Q

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Release Date: 26.03.2010
Datum Review: 10.05.2010

Lower Than Atlantis - Far Q

 

 

„Oh the times, they are a changing.“ sang BOB DYLAN dereinst. Nun, besagter Herr macht mittlerweile durch obskure Weihnachtsalben von sich reden und nebenbei befindet sich die westliche Welt in einer der größten Wirtschaftskrisen ihrer Geschichten, während das Internet nach wie vor die große globale Revolution für jedermann verspricht. Die Zeiten, oh ja, sie befinden sich im Wandel. Nur am passenden Soundtrack mangelt es. Bis jetzt. Denn was die Briten LOWER THAN ATLANTIS auf ihrem ersten vollwertigen Album auf die Musikwelt loslassen ist nicht weniger als ein Manifest der Befindlichkeiten heutiger junger, frustrierter, suchender Menschen, wie wir sie eben alle sind. Große Themen wie Arbeitslosigkeit und Einsamkeit, herunter destilliert auf persönliche Gefühlswelten. Dabei stets dezidiert zynisch vorgetragen und fernab von falscher Betroffenheit, aber stets nah am Zeitgeist.

Was an „Far Q“ so sehr begeistert, das ist die Ehrlichkeit und das Herzblut, das einem hier gleich literweise entgegen spritzt. Man merkt den Musikern ihre Spielfreude stets an, begeht dabei aber nicht ein einziges Mal den Fehler, zu verkopft zu wirken. LOWER THAN ATLANTIS sind nicht die Band, die die komplexesten oder progressivsten Songs spielt. Dafür aber die smartesten. Insbesondere weil Gesang, Geschrei und Musik dermaßen untrennbar miteinander verknüpft sind, wie es nur die wahrhaft großen beherrschen. Kein einziges Stück wirkt auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt beliebig, stattdessen drückt die Band ganz gehörig auf die Tube, bremst stets an den richtigen Stellen durch klug gesetzte Breaks ein wenig aus, um dann nur noch inspirierter fortzufahren und ein ums andere Mal den ganz großen Refrain rauszuholen.

Dabei ist man aber stilistisch weit offener als es die durchaus artverwandten und ebenfalls großartigen AS FRIENDS RUST je waren. Vom hymnischen Zwei-Minuten-Hardcore-Punk-Klopper „B.O.R.E.D“ bis hin zur Semi-Ballade ist alles dabei. Nichts wirkt jedoch wie ein Fremdkörper. „Far Q“ ist ein Album im besten Sinne. Von vorne bis hinten wie aus einem Guss, ohne einen einzigen Ausfall.

Auch wenn es sich ein wenig nach billigem Werbetext anhören mag, aber auf „Far Q“ stimmt tatsächlich nahezu alles. LOWER THAN ATLANTIS ist hiermit völlig unverhofft ein immens großer Wurf gelungen, der auch beim dreißigsten Mal nicht im Ansatz langweilt, sondern stattdessen nur noch an Substanz zulegt. Ein Album, von dem ich mir erhoffe, dass man noch in vielen Jahren davon spricht. „The shape of punk to come“? Au ja, bitte!



Tracklist:

01 „Far Q“
02 „B.O.R.E.D“
03 „Taping Songs Off The Radio“
04 „I'm Not Bulimic (I Just Wanted To See How Far I Could Stick My Fingers Down My Throat)“
05 „Eating Is Cheating“
06 „No Belts“
07 „Face Full Of Scars“
08 „A/S/L?“
09 „Down With The Kids“
10 „Yo Music Scene, What Happened“
11 „Mike Duce's Symphony No.11 In D Minor“
12 „EXTRA! EXTRA! Read All About It“

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.