Die Spannungskurve von "Delusion Moon" gleicht der einer klassischen Kifferparty: Am Anfang sind alle locker und haben Bock, stecken voller Engagement und sind gespannt auf das was kommen mag. Dann aber wird der Abend immer zäher, absehbarer und vernebelter. Haben die jungen Drescher von MEAT WAVE etwa nicht nur ihren Bandnamen "under the influence" ergattert?
Im eröffnenden Titelsong konzentriert sich die Band aus Illinois lückenlos auf all ihre Stärken: Surfender und garagiger Lo-Fi-Punk mit massig Hookline-Potential und geiler Trash- wie auch Tanzkante. Die verquarzte Stimme von Frontmann Chris Sutter lässt den ganzen Körper lässig im Takt baumeln und jongliert mit Grunge und Psychpop - anschliessend bleibt auch "Network" fest im Sattel sitzen wie FIDLAR oder die HOT SNAKES es an der Westküste vormachen. Die dreizehn Songs auf dem zweiten Album des Chicagoer Trios sind klar für die Zweiminutenmarke gemacht: Auspacken, abfackeln, abwischen. Während sich das punkige "Vacation" trotzdem eher im Kreis dreht, nimmt bei "Cosmic Zoom" die Gleichgültigkeit Überhand. Sutter klingt lascher, fast ausgelaugt - zu "Witchcraft" scheinen die Rauschsubstanzen letztendlich ihre volle Wirkung zu entfalten. "I never meant to throw your computer out the window" pöbelt Sutter schon in der ersten von vier zerrenden Minuten voll noisigem Bass und schwebender Gitarren. "Sham King" taumelt dann zwischen frühen HIVES und den WIPERS hin und her, um gegen Ende mit Krachgarten-Gitarre rückwärts ins Publikum zu springen. Bis hierhin haben MEAT WAVE "Delusion Moon" schon jede Menge Chaos und Nerven kosten lassen, jedoch verlaufen sich Ausbrüche wie "Reunion" oder die monoton kreischende Gitarre im Vierminüter "Sunlight" zu schnell im Noise-Sumpf. Beinahe so wie die nervtötende, nicht enden wollende Lache eines hackedichten Sofapartners auf zuvor genannter Party. Trotzdem wird man die unzurechnungsfähigen Akteure Sutter (Vocals/Gitarre), Joe Gac (Bass) und Ryan Wizniak (Schlagzeug) wieder einladen, denn Stärke und Ausdauer haben sie mit Hilfe von Stücken wie "NRA" und einer Platte, die sich inhaltlich mit mondphasenbedingten Krankheitsbildern statt Bongsieben beschäftigt, klar bewiesen.