Wann sind Punkrock-Trios eigentlich aus der Mode gekommen? MERCY MUSIC liefern zehn gute Gründe dafür, dass es für ein gelungenes Punkrockalbum nicht mehr als drei Leute braucht.
Die Selbstbeschreibung „sad bastard power pop“ passt zwar auch gewissermaßen, man kann das Kind aber auch direkt beim Namen nennen: MERCY MUSIC stehen für knallig produzierten, melodieseligen und verspielten Punkrock. Die Einflüsse reichen dabei vom simplen 3-Akkorde-Punk’n’Roll („It’s Alright“), über oldschooligen Bubblegum-Pop-Punk („Tuesday“) bis hin zu der schwer hittigen 2000er-MTV-Version von Pop-Punk („Living With A Ghost“). Das Trio aus Las Vegas scheut sich dabei weder vor kurzen Surfrock-Riffs, noch vor sleazigen Gniedelsoli. Diese Spielereien sind aber selten mehr als kurze, songdienliche Akzente. Überhaupt gelingt das Kunststück, diese unterschiedlichen Versatzstücke zu einem recht homogenen und mitreißenden Stilmix zu formen. Im Vergleich zu ihren ersten beiden Alben macht die Band aus dem Sündenpfuhl Las Vegas auf „Nothing In The Dark“ sowohl produktionstechnisch als auch songwriterisch einen so gewaltigen Sprung, dass es keine Schande ist, die Band erst jetzt kennenzulernen. Ein großer Faktor ist Frontmann Brendan Scholz, der nicht nur mit hervorragendem Gitarrenspiel brilliert, sondern auch die richtige Stimme für diese Art von Punkrock mitbringt. Und wer sich so schwer hittige Rocker wie „Tell Me I’m Wrong“ oder wohlig-melancholische Gänsehautrefrains wie in „To Live“ ausdenken kann, dem verzeiht man auch mal den ein oder anderen Durchhänger („Time Well Spent“). Der akustische Titelsong hätte so oder so ähnlich auch auf älteren Alben von NOFX oder NO USE FOR A NAME zu finden sein können und in manchen Momenten weht sogar ein leiser Hauch ALKALINE TRIO durch die Strophen. Am besten sind MERCY MUSIC aber immer dann, wenn sie ihr ganzes Hit-Potenzial abrufen: „Fuck Me Anyways“ steht da ganz vorne, aber nicht allein, denn auch das formidable „Overjoyed“ und das schon genannte „To Live“ sind die großen Hits einer mit knapp 26 Minuten knackig-kurzen Platte. Wer den Soundtrack für die letzten sonnig-warmen Tage sucht, wird mit „Nothing In The Dark“ mehr als glücklich.